Unsere Werke sind Gottes Werke

Kann man Christen an guten Werken erkennen? Christen sind zuerst einmal gute Werke Gottes. Christen sind das Liebeswerk Gottes, und als solche tun sie dann auch gute Werke, Werke der Liebe.
Wer sich gefallen lässt, was Gott so gerne an uns tut, der wird dann auch gerne tun, was Gott gefällt.
Wer sich von Christus dienen lässt, der wird dann auch ihm mit seinem ganzen Leben dienen wollen.
Wir können nichts für Gott tun, wenn wir nicht empfangen haben, was er für uns getan hat.
Wir sind in allem Gottes Werk, das dann – wie ein Kunstwerk auch – in seiner Wirkungsgeschichte weitergeht. Wenn ein Maler ein Bild, ein Bildhauer eine Figur geschaffen hat, wirken die Werke weiter und erfreuen die Betrachter.
So möchte Gott, dass seine Kinder, seine Kunstwerke, dann weiterwirken.

Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Epheser 2,10

Die vereitelte Scheidung

Es geschah einmal, dass eine Frau in Sidon mit ihrem Mann zehn Jahre lang lebte, ohne dass sie ein Kind gebar. Dem Gesetz in diesen Angelegenheiten folgend, gingen sie zum Rabbi, um sich scheiden zu lassen.
Der Rabbi sprach zu ihnen: "Bei eurem Leben! Wie ihr, als ihr euch trauen ließet, bei einem festlichen Gelage zusammenkamt, so solltet ihr auch jetzt nicht ohne ein festliches Gelage auseinandergehen."
Sie folgten dem Rat des Rabbi und bereiteten ein großes Fest. Als der Mann den guten Wein reichlich gekostet hatte, fühlte er sich wohl und sagte zu seiner Frau: "Du kannst dir aus meinem Hause das mitnehmen, was dir am besten gefällt; und damit kehre in das Haus deines Vaters zurück!" – Als er eingeschlafen war, befahl sie ihren Knechten und Mägden, ihn und das Bett, auf dem er schlief, in das Haus ihres Vaters zu bringen. Morgens wachte der Mann auf, sah sich verwundert um und sprach: "Wo bin ich eigentlich?" – "Du bist im Hause meines Vaters", sagte die Frau, "du hattest mir doch erlaubt, dass ich das, was mir am besten gefällt, mitnehmen kann. Nichts gefällt mir besser in der ganzen Welt als du!"
Da gingen sie wieder zusammen zum Rabbi. Der betete für sie. Und bald darauf wurde die Frau schwanger. (Nach einer rabbinischen Geschichte)

"Das ist die Botschaft, die ihr von Anbeginn gehört habt, dass wir uns untereinander lieben sollen!"
(1. Johannes 3,11)

Manchmal ist mein Gebet

Manchmal ist mein Gebet so wie ein Arm,
den ich nach oben recke,
um dir zu zeigen, wo ich bin,
inmitten von Milliarden Menschen.
Manchmal ist mein Gebet so wie ein Ohr,
das auf ein Echo wartet,
auf ein leises Wort,
einen Ruf aus deinem Mund.
Manchmal ist mein Gebet wie eine Lunge,
die sich dehnt,
um frischen Wind in mich hineinzuholen –
deinen Hauch.
Manchmal ist mein Gebet wie eine Hand,
die ich vor meine Augen lege,
um alles abzuschirmen,
was mir den Blick verstellt.
Manchmal ist mein Gebet so wie ein Fuß,
der fremden Boden prüft,
ob er noch trägt, und einen Weg sucht,
den ich gehen kann.
Manchmal ist mein Gebet so wie ein Herz,
das schlägt,
weil ohne seinen Schlag
das Leben nicht mehr weitergeht.
Manchmal ist mein Gebet nur ein gebeugter Kopf vor dir –
zum Zeichen meiner Not
und meines Dankes an dich.
EINMAL WIRD MEIN GEBET so wie ein Auge sein,
das dich erblickt,
wie eine Hand, die du ergreifst –
das Ende aller Worte.
(Paul Roth)

Der Herr hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der Herr an.
Psalm 6,10

Alter und Lebensalter

Jedes Lebensalter hat seinen Zauber und seine Mühe. Die Kindheit ist die Zeit des Entdeckens und Spielens, des Träumens und Lernens. Und wie viel Schmerzen und Tränen sind darin!
Die Jugend ist die Zeit des Wählens und Findens. Ausbildung und Beruf, Freunde und Lebenspartner, Lebensaufgabe und Lebensziel werden gesucht und gefunden. Welch ein Abenteuer und Anstrengung zugleich! Die Zeit der Erwachsenen ist die Zeit des Ausgestaltens und Verwirklichens. Ausbauen und Festmachen, vertraute Wege und erreichte Ziele kennzeichnen diesen Abschnitt. Und in alles mischt sich die Not. Das Alter ist die Zeit des Zurücknehmens, Entsagens und Loslassens. Aus dem Lebensalter wird das Alter, aus dem Aufbauen das Abbauen, aus dem In-die-Hand-Nehmen das Aus-der-Hand-Geben. Alter ist die Zeit des Übergangs von der Zerstreuung zur Sammlung, vom Tun zum Sein, vom Gewinnen zum Verschenken, von der Vielfältigkeit zur Einheit, vom menschlichen zum göttlichen, vom irdischen zum ewigen Sein. Welch eine hohe Schule und wie viel Mühsal und Leiden!
"Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit. O Ewigkeit, so schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit!" (Gerhard Tersteegen)

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit. Auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Prediger 3,11

Sieg oder Niederlage

Wo verläuft die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg? Ist die Atombombe ein Erfolg? Ist die moderne Industrie ein Fortschritt oder der Anfang vom Untergang? Ist Reichtum ein Erfolg oder die teuerste Form des Scheiterns? Ist die Ehe eine Erfüllung oder der stärkste Ausdruck einer Sehnsucht? Ist die moderne Medizin die Bewahrung oder die Entwürdigung des Lebens? Eröffnen Erfolge wirklich die Freiheit des Lebens oder führen sie nur in goldene Käfige? Ist unter dem lieblichen Mantel des Sieges das gefährliche Schwert des Scheiterns verborgen?
Bernhard Shaw hat einmal gesagt: "Ich fürchte den Erfolg mehr als alles!" Ist das Sterben ein Erfolg oder eine Niederlage? Ist der Kreuzestod Jesu ein Sieg oder ein Scheitern?
Es gibt keine scharfe Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg. Eine Niederlage bedeutet immer Schmerzen und Verlust. Aber daraus können Reifung und Gewinn des Lebens wachsen. Ein Erfolg bedeutet immer Schönes und Bereicherung. Aber aus ihm kann das Verderben entspringen.
Darum sehen wir noch tiefer in den Hintergrund des Lebens hinein: Eine Niederlage, die im Plan Gottes mit uns beschlossen ist, ist keine Niederlage mehr!
"In seiner Niederlage findet der Gläubige seinen Sieg!" (Sören Kierkegaard) Gott redet durch Erfolge und Misserfolge mit uns. Ob wir ihn in beidem hören können?

Jesus zeigte seinen Jüngern, wie er müsste nach Jerusalem gehen und viel leiden und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.
Matthäus 16,21

Christomobil

Ist die Bewegung und Erfahrung meines Lebens aus mir selbst und für mich selbst, oder bin ich mobil durch Jesus, bewegt von Jesus und motiviert von seiner Liebe, und mobil für Jesus, unterwegs in seinem Namen? Wer ist Jesus im Gefährt meines Lebens? Ist er das Ersatzrad, das ich bei einer Panne im Leben glücklich dabei habe und gut brauchen kann? Ist er das Antriebsrad, das mein Leben vorwärts und in Schwung bringt? Ist er gar das Lenkrad, das die ganze Lebensgeschichte steuert? Aber ich habe noch alles selbst in der Hand und lenke nach meinen Wünschen.
Oder ist Jesus der Lenker selber, dem ich die Führung meines Lebens ganz übergeben habe? Ich bin Beifahrer und kann mich auf die Fähigkeiten und die Übersicht meines Herrn voll und beruhigt verlassen.

Er lenkt ihnen allen das Herz, er gibt acht auf alle ihre Werke.
Psalm 33,15

Automobil

Das Automobil ist mehr als ein Gebrauchsgegenstand, mehr als das "Heilig Blechle", mehr als des Deutschen liebstes Kind, es ist eine Weise des Lebens und Menschseins. Nicht es bewegt sich von selbst, auto-mobil, nein: ich bewege mich selbst.
Ich bin ein Führer und habe den Führerschein dabei. Ich lenke, ich schalte, ich gebe Gas, ich bremse, ich überhole (Sieg), ich werde überholt (Niederlage). Ich fahre selbst, ich fahre gut, ich erfahre das Leben und die Welt. Ich fahre schnell (Rausch), ich fahre, wohin ich will (Freiheit). Ich fahre fort (wovon und wohin?), ich nehme andere mit (großmütig). Das Auto gehört mir, man gönnt sich ja sonst nichts, das Auto gehorcht mir. Ich bin der Führer, ich bin automobil, der mit dem Golf tanzt.

Ihr wisset nicht, was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Ein Dampf seid ihr, der eine kleine Zeit währt, danach aber verschwindet er.
Jakobus 4,14

Kein Unterschied

Als 1989 die letzte Kaiserin Österreichs im Alter von 97 Jahren starb, wurde sie in der Kaisergruft der Habsburger begraben. Die Kaiserin Zita hatte zwar einfach und zurückgezogen gelebt, wurde nun aber mit allem Prunk beerdigt. Der große Leichenzug gelangte zur Grabstätte. Der Zeremonienmeister klopfte an das Tor. Der Wächter fragte von innen: "Wer begehrt Einlass?" Der Zeremonienmeister: "Zita, die Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, Königin von Böhmen, Dalmatien und Kroatien, Großherzogin der Toscana, Herzogin von Lothringen, Großfürstin von Siebenbürgen, Markgräfin von Mähren, Fürstin von Trient und Brixen, Prinzessin von Portugal …" (mehr als 50 Titel!)
Der Wächter von innen: "Kenne ich nicht!"
Wieder klopft der Zeremonienmeister an die Tür. Der Wächter von innen: "Wer begehrt Einlass?" Der Zeremonienmeister: "Zita, Ihre Majestät, die Kaiserin und Königin!" Der Wächter: "Kenne ich nicht!" Noch einmal klopft es. "Wer begehrt Einlass?" – "Zita, ein sterblicher und sündiger Mensch!" – "So komme sie herein!" Und dann öffnen sich die großen Tore zur Kaisergruft in Wien.

Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist.
Römer 3,23f

F{f}este feiern

"Ein Leben ohne Fest ist ein langer Weg ohne Einkehr!" (Demokrit)
Das Fest ist wie eine Oase in der Wüste, wie frisches Wasser nach langem Weg. Der eintönige Weg der Alltage wird unterbrochen und gekrönt von den Festtagen.
Zu einem Fest gehört ein großes Ja. Das Ja zum Leben, zueinander, zu Gott, zur Schöpfung, zur Liebe, zur Zukunft. Nur Menschen voller Ja und Hoffnung können Feste feiern und Freude erleben. Das Ja wird an einem Fest nicht gedacht, sondern erlebt, ausgedrückt und mit anderen geteilt.
Zu einem Fest gehören Spielraum und Phantasie. Jenseits von Nützlichkeit und Zweck wird ein Fest spielerisch gelebt. Das Eilige, Rationelle, Effektive hat keinen Zutritt. Man lässt die Zeit laufen und läuft nicht hinter ihr her und findet sie doch.
Zu einem Fest gehört Ganzheitlichkeit: Leib, Seele und Geist werden angerührt. Alle Sinne werden angesprochen.
Zu einem Fest gehören die Fülle und der Glanz. Alles Kleinliche, Enge und Beschränkte wird für einen Moment aufgehoben. Das Fest ist eine Vorschattung der Vollendung und Fülle. Die festliche Kleidung, das gute Essen, maßvolles Trinken und der geschmückte Raum sind Anzeichen der Fülle und der Freude.
"Der auferstandene Christus macht das Leben zu einem beständigen Fest!" (Athanasius)

Das ist der Tag, den der Herr macht. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Psalm 118,24.27

Der rote Faden der Liebe

Der sprichwörtliche Ariadnefaden geht zurück auf die griechische Sage von Theseus und Ariadne. Auf der Insel Kreta hauste in einem unterirdischen Labyrinth ein Ungeheuer, halb Mensch und halb Stier, der Minotauros. Alle neun Jahre mussten die Inselbewohner, um sich vor den wahllosen Zugriffen des Ungeheuers zu schützen, sieben junge Mädchen und sieben junge Männer bringen. Der Held Theseus meldete sich freiwillig zum Opfer im Labyrinth.
Ariadne, die schöne Tochter des Königs von Kreta, verliebte sich in Theseus. Sie gab ihrem Geliebten ein dickes Knäuel mit rotem Garn, damit er es in den Irrgängen unter Tage abspulen und so den Weg zurückfinden könnte. Theseus befestigte das Ende des Garns am Eingang der Höhle und ließ auf seinem Weg in das Innere der Höhle den Faden laufen. Tief unten, in der Mitte des Labyrinths, konnte Theseus den Minotauros überwinden. Der rote Faden half dann den jungen Leuten, aus den vielen verworrenen Gängen des Irrgartens wieder herauszufinden.
Auch Gott gibt uns in seiner Liebe seinen roten Faden mit, damit wir aus allen Wirren des Lebens heraus zu ihm zurückfinden können.

Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Jeremia 31,3