Der ist wie ein Baum

Mauretanische Häuptlinge kamen einst aus der Wüste in fruchtbares Stromland. Dort erblickten sie zum ersten Mal in ihrem Leben Bäume. Von deren Anblick ergriffen und fasziniert, weinten sie vor Staunen. Bäume sind Leben, Zauber, Geheimnis und Wunder in einem. Sie sprechen alle unsere Sinne direkt an. Einen Baum anzusehen, ist zu jeder Jahres- und Tageszeit ein Erlebnis. Nie sieht sich das Auge satt an ihrer Schönheit und Vielfalt. Das Rauschen der Bäume zu hören, ist wie auf die Melodien des Lebens achten. Immer neue Töne, immer wieder anders und überraschend für unsere Ohren. Den Stamm und seine Rinde betasten, den Duft von Blättern und Nadeln einsaugen, sind elementare Erfahrungen. Und schließlich die kostbaren Früchte zu schmecken, welch ein Genuss. Es gibt kaum ein größeres Glück, als unter einem Baum, von seinem Schatten gekühlt, von seiner Schönheit berauscht, von seinem Duft betört, in den Himmel hineinzuträumen.
Bäume sind allen vier Elementen des Lebens direkt verwandt. Aus der Erde erhält der Baum seine Festigkeit und Kraft. Mit Hilfe des Wassers bezieht er seine Nahrung aus der Tiefe der Erde. Seine Blätter atmen, und atmend verwandeln sie Stickstoff in Sauerstoff. Dazu bedarf es der Sonne. So verbindet der Baum die schweren Elemente Erde und Wasser mit den leichten der Luft und des Lichtes. Der Baum ist wie eine Leiter von der Erde zum Himmel. Ohne dass der Baum rennt und rotiert, spendet er alles zum Leben: Schönheit und Schatten, Schutz und Sauerstoff, Früchte und Heilkräfte und schließlich Bauholz und Brennholz.

Ein Mensch, der Lust hat am Wort Gottes, der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.
Psalm 1,2f

Brückenbauer

In Südafrika besucht ein Seelsorger einen schwarzen Gefangenen, der um einen Besuch und das Abendmahl gebeten hat. Das Gespräch und die kleine Feier werden von einem weißen Aufseher bewacht. Zu dritt sind die Männer in einem Raum eingeschlossen. Als er mit dem Abendmahl beginnt, sagt der Pfarrer zu dem Gefängniswärter: "Wir Christen feiern das Abendmahl auch im Gefängnis als offene Gemeinde und als Zeichen der Freiheit, die für alle bereit ist", und bittet den Aufseher, am Abendmahl teilzunehmen. Zögernd kommt der Wärter dazu. Der Pfarrer bricht das Brot für alle drei und gibt den Kelch dem Gefangenen, dann dem Aufseher, und alle trinken aus dem einen Kelch. Zur Segensbitte reichen sich die Männer die Hände und wünschen sich den Frieden Gottes.
Über alle Unterschiede und Gegensätze hinweg, leben alle von einem Brot der Vergebung und trinken alle aus einem Kelch der Versöhnung. Schwarze und Weiße, Gefangene und Wärter könnten sich unter der Liebe Jesu die Hände reichen. Damit es dazu kommt und die Bereitschaft dazu wächst, sind priesterliche Menschen nötig, die als Brückenbauer in die Versöhnung einladen.

Denn Jesus ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft, und hat Frieden gemacht und beide versöhnt mit Gott in einem Leib.
Epheser 2,14.16

Liebe rechnet nicht

Mann und Frau geraten in einen Streit. "Warum hältst du mir immer meine Fehler vor, die ich früher einmal gemacht habe? Ich denke, du hast sie mir längst vergeben und vergessen." – "Ja, ich habe dir vergeben und auch vergessen," antwortet die Ehefrau, "aber ich möchte auch sicher sein, dass du nicht vergisst, dass ich dir vergeben und alles vergessen habe!"
Die Liebe führt nicht Buch, rechnet nicht auf, hält nicht vor, trägt nicht nach. Die Liebe vergibt.

Die Liebe rechnet das Böse nicht zu, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles!
1.Korinther 13,5.7

Die andere Sicht

Auf einem steilen, holprigen Weg begegnet ein Mann einem kleinen Mädchen, das schwer beladen und mühsam seinen Weg geht. "Du trägst aber eine schwere Last!" sagt der Mann bedauernd und voller Mitleid mit dem Kind. Darauf schaut das Mädchen ihn verwundert an: "Ich trage doch keine Last, ich trage meinen Bruder!"
Nur in der Liebe wird eine Last erträglich. Nur die Liebe misst die Last nicht nach der Schwere, sondern nach der Nähe. Darum trug Jesus unsere Sünde und nahm auf sich unser Leben. Er trug in Liebe keine Last, sondern seine Schwestern und Brüder.

Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Um unserer Missetat willen ist er verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen, die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt!
Jesaja 53,4f

Reichtum

Die Lehrerin spricht in der Schule mit den Kindern über den Reichtum. Worin der Reichtum besteht und woran man reiche Menschen erkennen könne, fragt sie die Schülerinnen und Schüler. Reiche haben ein großes Haus und einen schicken Wagen. Sie tragen teure Kleidung und machen weite Reisen. Sie haben oft Dienstboten und Angestellte. Sie haben wertvollen Schmuck und sind gut versichert. So kommen die Antworten der Kinder zusammen. Schließlich ruft ein Junge in die Klasse hinein: "Wir sind reich. Meine Mutter sagt immer, wir sind kinderreich!" Die ganze Klasse lacht schallend.

Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.
Psalm 127,3

Die sieben Krüge voll Gold

Ein Barbier kam an einem verwunschenen Baum vorbei, als er eine Stimme hörte: "Möchtest du die sieben Krüge voll Gold haben?" Er blickte sich um und sah niemand. Aber seine Habgier war geweckt: "Ja, natürlich möchte ich sie haben!" – "Dann geh sofort nach Hause", sagte die Stimme, "dort wirst du sie vorfinden."
Der Barbier lief, so schnell er konnte, nach Hause. Und wirklich, dort waren die sieben Krüge voll Gold, außer einem, der nur halbvoll war. Der Barbier konnte jetzt den Gedanken nicht ertragen, dass ein Krug nur halbvoll war. Er war besessen von dem Wunsch, ihn zu füllen, sonst könnte er einfach nicht glücklich sein. Er ließ allen Familienschmuck einschmelzen und füllte ihn in den halbvollen Krug. Aber der Krug wurde nicht voll. Es war zum Verzweifeln. Er sparte und knauserte und hungerte sich und seine Familie fast zu Tode. Aber ohne Erfolg. Gleichgültig, wie viel er in den Krug hineintat, er wurde nicht voll. Also bat er den König, sein Gehalt zu verdoppeln. Der Krug verschlang jede Münze und blieb doch nur halbvoll. Der Barbier war früher mit seinem kleinen Gehalt so glücklich. Nun hatte er das doppelte Gehalt und die sieben Krüge voll Gold und wurde immer trauriger, verzweifelter und ärmer. Was sollte er nur machen? Geben Sie ihm doch einen guten Rat! (Nach einer alten Legende)

Es ist ein böses Übel, das sah ich unter der Sonne: Reichtum, wohl verwahrt, wird zum Schaden dem, der ihn hat!
Prediger 5,12

Verhaftet

"Jesus soll für dich ein Erlöser alles dessen sein, was du durch Sünden an dir verderbt hast. Und mit alledem schmiege dich ganz an ihn, denn du hast mit Sünden verderbt alles, was an dir ist: Herz, Sinne, Leib, Seele, Kräfte und was an und in dir ist. Es ist alles ganz krank und verdorben. Darum fliehe zu ihm, an dem kein Gebrechen ist, sondern lauter Gutes, auf dass er ein Erlöser für alle deine Verderbnis sei, innen und außen. Wer Gott eng anhaftet, dem haftet alles an, was göttlich ist, und den flieht alles, was Gott ungleich und fremd ist." (Meister Eckehart)

"In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die vergebung der Sünden, nach dem reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat wiederfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit!"
(Epheser 1,7f)

Unvergleichlich

Jesus Christus ist nicht nur ein Leuchtender, sondern das Licht,
nicht nur ein Wegweiser, sondern der Weg,
nicht nur ein Wahrhaftiger, sondern die Wahrheit.
Jesus Christus ist nicht nur ein Lebendiger, sondern das Leben,
nicht nur ein Großer, sondern der Herr aller Herren,
nicht nur ein guter Mensch, sondern die Güte Gottes in Person.
Jesus Christus ist der einzige, in dem wir Gott selbst erkennen, wie er ist, und zugleich der einzige, von dem wir ganz erkannt sind, wie wir sind. Jesus Christus ist der einzige, der die Wahrheit über den Menschen und die Liebe zum Menschen verbindet, der einzige, der die Macht über den Tod mit der Liebe zum Leben versöhnt. Jesus Christus ist der einzige, der Anfang, Mitte und Ende zugleich ist, der einzige, der in der tiefsten Tiefe und in der höchsten Höhe bei uns ist. Jesus Christus ist der einzige, der die Schuldfrage, die Sinnfrage, die Machtfrage, die Wahrheitsfrage, die Todesfrage, die Menschheitsfrage und die Gottesfrage beantwortet hat. Er ist der einzige, der unser volles Vertrauen verdient und niemals enttäuscht hat. Jesus ist unvergleichlich!
In Jesus wohnt die ganze Fülle Gottes leibhaftig, und ihr habt diese Fülle in ihm, der das Haupt ist über alle Reiche und Gewalten!
Kolosser 2,9f

Das bessere Lied

Der polnische König und sächsische Kurfürst, August der Starke, hatte einst im Musiksaal des Dresdener Schlosses eine erlesene Gesellschaft zu einem abendlichen Konzert eingeladen. Ein berühmter Musiker sollte ihnen eine Probe seines Könnens zeigen und die vornehmen Leute unterhalten. Man erwartet fröhliche Weisen und wunderbare Tanzmelodien. Doch der Künstler ist von ganz anderer Musik erfüllt, als er all die armen Reichen dort im Saal ansieht. Ganz langsam beginnt Johann Sebastian Bach sein Spiel, und feierlich klingt es durch den Saal: "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder …" Es wird still im Raum, und die Menschen lauschen, ergriffen von der wunderbaren Musik. Dann ist die letzte Zeile verklungen: "… und spricht: Ich will’s gern leiden!"
Nach einer langen Stille geht der Kurfürst auf Bach zu, zieht seinen Ring vom Finger, steckt ihn Johann Sebastian Bach an und sagt: "Trag er den Ring zum Andenken an diese Stunde und zum Zeichen, dass ich ihm lebenslang verbunden bin in Dankbarkeit und Freundschaft. Er hat mir an diesem Abend viel gegeben. Durch sein Lied hat er zu mir geredet, wie noch keiner es vermocht hat. Ich danke ihm."
"Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder; es geht und büßet in Geduld die Sünden aller Sünder; es geht dahin, wird matt und krank, ergibt sich auf die Würgebank, entsaget allen Freuden, es nimmet an Schmach, Hohn und Spott, Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod und spricht: Ich will’s gern leiden!" (Paul Gerhardt)

Siehe, das ist Gottes Lamm. welches die Sünde der Welt hinwegträgt!
Johannes 1,29

Der Schmerz der Liebe

Ein König verliebte sich leidenschaftlich in eine Sklavin. Er ließ sie aus dem Sklavenhaus holen und in den königlichen Palast bringen. Er wollte sie heiraten und sie zu seiner Ehefrau machen. Aber an dem Tag, an dem sie den Palast betrat, wurde die Frau auf rätselhafte Weise krank. Es ging ihr von Tag zu Tag schlechter. Die besten Ärzte wurden gebeten, die kostbarsten Arzneien verabreicht. Aber nichts half, und die Frau schwebte zwischen Leben und Tod. Verzweifelt bot der König die Hälfte seines Königreiches dem, der sie heilen konnte. Aber niemand fand sich. Schließlich tauchte ein Weiser auf, der bat, mit der Frau allein sprechen zu dürfen. Nachdem er lange mit ihr geredet hatte, kam er vor den König, der gierig auf das Urteil wartete.
"Eure Majestät, es gibt eine Medizin für die Frau, aber sie wird sehr schmerzhaft sein. Nicht für die Frau, aber für Eure Majestät!" "Nenne die Medizin, und sie soll sie bekommen, gleichgültig, was sie kostet!" rief der König. "Armer König, die Frau liebt einen Eurer Diener. Gebt sie frei, und sie wird sofort gesund!"
Der König begehrte die Frau so sehr, dass er sie nicht freigeben wollte. Aber er liebte sie so sehr, dass er sie nicht sterben lassen wollte. Wird die Liebe über die Begierde siegen?

Herr, du kennst all mein Begehren, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen!
Psalm 38,10