Mein Psalm

Ohren gabst du mir,
hören kann ich nicht,
der Du Taube heilst,
Herr,erbarm Dich mein.

Augen gabst Du mir,
sehen kann ich nicht,
der Du Blinde heilst,
Herr, erbarm Dich mein.

Hände gabst Du mir,
wirken kann ich nicht,
der Du Lahme heilst,
Herr, erbarm Dich mein.

Leben gabst Du mir,
glauben kann ich nicht,
der Du Tote rufst,
Herr, erbarm Dich mein.

Menschen gabst Du mir,
lieben kann ich nicht,
der Du Wunder tust,
Herr, erbarm Dich mein.

(Autor unbekannt)

"Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten!"
(Psalm 103,13)

Warum hast du uns das getan?

Einst hatten sich europäische Siedler unter den Indianern angesiedelt. Aber sie waren zu den Eingeborenen grausam und betrogen sie schändlich. Nur eine Familie begegnete den Indianern wie Freunden und mit Achtung. Ein Indianer fasste darum Vertrauen und besuchte die Familie öfter, obwohl sie sich nicht recht verständigen konnten. Eines Tages erschien er aufgeregt bei den Siedlern und bat sie, mit ihm zu kommen. Sie verstanden aber nicht, was er wollte. So nahm der Indianer schließlich das Kind der Familie und rannte mit ihm fort. Die entsetzten Eltern folgten ihm und schrien nach ihrem Kind. Ihr Schmerz war groß. Wie ein Freund hatte sich der wilde Mann gezeigt und nun raubte er ihnen ihr einziges Kind. Endlich blieb der Indianer stehen und gab den Eltern, als sie herangekommen waren, ihr Kind wieder. Als sie sich umschauten, sahen sie, wie die ganze Siedlung in Flammen aufging. Die Indianer hatten den Plan gefasst, die europäische Siedlung niederzubrennen. Der eine hatte seine Freunde retten wollen, und da er keine andere Möglichkeit sah, sie aus der Siedlung herauszubringen, raubte er zum Schein ihr Kind, um sie so vor dem Tod zu bewahren.
Wir verstehen oft nicht, warum Gott dieses schickt oder jenes nimmt. Dann fragen wir, wie es die Eltern Jesu auch taten: "Warum hast du uns das getan?" (Lukas 2,48) Später werden wir dann verstehen, dass Gott gute Absichten und richtige Pläne mit uns hatte.

Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.
Johannes 13,7

Osterlied

Die Erde ist schön, und es lebt sich
leicht im Tal der Hoffnung.
Gebete werden erhört. Gott wohnt
nah hinter dem Zaun.

Die Zeitung weiss keine Zeile vom
Turmbau. Das Messer
findet den Mörder nicht. Er
lacht mit Abel.

Nicht irr surrt die Fliege an
tödlicher Scheibe. Alle
Wege sind offen. Im Atlas
fehlen die Grenzen.

Das Wort ist verstehbar. Wer
Ja sagt, meint Ja, und,
Ich liebe bedeutet: Jetzt und
für ewig.

Der Zorn brennt langsam. Die
Hand des Armen ist nie ohne Brot.
Geschosse werden im Flug
gestoppt.

Der Engel steht abends am Tor. Er
hat gebräuchliche Namen und
sagt, wenn ich sterbe:
Steh auf.

(Rudolf Otto Wiemer)

"Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen, ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen werden fliehen!"
(Jesaja 35,10)

Die Osterkerze

Ein grausamer Verwalter quälte die leibeigenen Bauern in Russland so sehr, dass sie ihn umbringen wollten. Doch Petruschka war dagegen. Er meinte, sie hätten kein Recht dazu, und er würde auch an Ostern das Feld pflügen. Tatsächlich kam am zweiten Ostertag der Befehl, das Haferfeld des Gutes zu pflügen. Die Bauern kamen, und niemand wagte, sich zu widersetzen. Alle Bauern schimpften und murrten über den Verwalter. Aber Petruschka kam im österlichen Festgewand, sang laut die Osterpsalmen und grüßte die Menschen mit dem Ostergruß. Dazu hatte er eine Osterkerze vorne an dem Querholz angebracht. So pflügte er singend und feiernd das Feld. Als der Verwalter das hörte, versank er in tiefes Nachdenken. Schließlich ritt er, weil seine Frau ihn drängte, doch zu den Bauern hinaus, um sie heimzuschicken. Am Ende des Dorfes scheute sein Pferd, und er fiel mit seinem schweren Körper in den spitzen Pfahl des Gatters. Die Bauern kamen abends vom Feld und sahen erschrocken den toten Verwalter in seinem Blute liegen. Alle ritten schnell nach Hause. Nur Petruschka drückte dem Verwalter die Augen zu und brachte seine Leiche auf seinem Wagen ins Gutshaus. (Nach Leo Tolstoj)

Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Römer 7,24f

Das ändert die Lage

Er lebt.
Der Stein ist abgewälzt vom Grab Jesu.
Nichts ist unabänderlich seitdem.
Keine Situation ausweglos.
Nicht der Tod und nicht das Leben.
Wo wir nicht weiterwissen, ist nicht Ende.
Von Gott kann alles erwarten, wer ihm alles zutraut.
Wenn wir sagen: "Es ist genug",
sagt er: "Es beginnt".
Seine Morgensonne geht auf über
jeder Hoffnungslosigkeit.
Wo ich keine Kraft habe, sagt er:
"Ich brauche dich".
Aus dem gebrechlichsten Halm weiß er
Brot zu machen für andere.
Der Stein ist abgewälzt vom Grab Jesu.
Er lebt. Jetzt.

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.
1.Korinther 15,57

Das Kreuz rettet mich

Paul Claudel erzählt in seinem Stück "Der seidene Schuh", wie Piraten ein Schiff überfallen. Sie rauben es aus und binden den Kapitän an einen Schiffsmast und versenken das Schiff. Der Kapitän soll mit seinem Schiff untergehen. Doch der Mast löst sich aus dem untergehenden Schiff und trägt den Kapitän an die Oberfläche des Meeres. Dort auf der endlosen Fläche des Ozeans schwimmt nun der Kapitän, an den Mast seines Schiffes gebunden, und betet angesichts seiner Lage: "Herr, ich bin sicher, dass du mich so gefesselt hast. Enger kann ich nicht an dich gebunden sein. Und mag ich auch meine Glieder, eines um das andere, durchgehen, keines kann ich auch nur ein wenig von dir entfernen. Und so bin ich wirklich ans Kreuz geheftet. Das Kreuz aber, das mich fesselt, rettet mich!"

Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.
Galater 6,14

Leben um Leben

Elise Rivet trat 1913 mit 23 Jahren als Schwester Elisabeth in Lyon ins Kloster ein. Später wurde sie Priorin und nahm während der deutschen Besatzung französische Widerstandskämpfer in ihrem Kloster auf. 1944 wurde sie verhaftet und bald darauf in das KZ Ravensbrück gebracht. Man nannte Mutter Elisabeth die "Seele von Ravensbrück", weil ihre Liebe die Frauen immer wieder aufrichtete.
Am Karfreitag 1945 wurden 500 Frauen für den Transport in ein Vernichtungslager aufgerufen. Unter den Frauen war eine junge Mutter, die verzweifelt weinte, weil sie ihr Kind im Lager zurücklassen musste. Schon wurden die Frauen zum Abtransport zusammengetrieben, als Elisabeth der Mutter schnell noch zuflüsterte, wie sie mit dem Kind fliehen könnte. Sie selbst ging an Stelle der Mutter auf den Lastwagen, und ihre letzten Worte zu der jungen Frau waren: "Ich gehe in den Himmel!"
Auf dem Wagen betete und redete Mutter Elisabeth mit den anderen Todeskandidatinnen. Im tiefen Glauben an die Erlösung durch Jesus ging sie für einen anderen Menschen in den Tod.

Ihm, der uns liebt und der uns erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Offenbarung 1,5f

Gewissheit

Im April 1945 wurde Friedrich Justus Perels in Berlin aus seiner Gefängniszelle gezerrt und von einem SS-Sonderkommando auf der Straße erschossen. Kurz vor seinem Tod schrieb er an seine Frau: "Heute, am Karfreitag, steht der ganze Trost des Kreuzes Jesu Christi unmittelbar vor unseren Augen. Das ist eine starke und ewige Gewissheit, dass er für unsere Sünden dahingegeben ist und dass wir durch seine Wunden geheilt sind. Diese Gewissheit gibt er uns und macht uns damit in der großen Trübsal fröhlich und reißt uns aus der Angst und Qual. Das erfahre ich hier in ganz reichem Maße. Und daran und an nichts anderes dürft und sollt auch ihr euch halten."

Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges. weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Römer 8,37-39

Jesus, Du bist anders.

Du stelltest Dich zur Ehebrecherin,
als sich alle von ihr distanzierten.
Du kehrtest bei dem Zöllner ein,
als sich alle über ihn empörten.
Du riefst die Kinder zu Dir,
als alle sie wegschicken wollten.
Du vergabst dem Petrus,
als er sich selbst verdammte.
Du lobtest die opfernde Witwe,
als sie von allen übersehen wurde.
Du verjagtest den Teufel,
als alle anderen auf ihn hereingefallen wären.
Du versprachst dem Schächer das Himmelreich,
als alle ihm die Hölle wünschten.
Du riefst Paulus in die Nachfolge,
als alle ihn als Verfolger fürchteten.
Du flohst den Ruhm,
als alle Dich zum König machen wollten.
Du liebtest die Armen,
als alle Reichtum erstrebten.
Du heiltest Kranke,
als sie von anderen aufgegeben waren.
Du schwiegst,
als alle Dich verklagten,
verspotteten und auspeitschten.
Du starbst am Kreuz,
als alle ihr Passah feierten.
Du nahmst die Schuld auf Dich,
als alle ihre Hände in Unschuld wuschen.
Du erstandest vom Tode,
als alle meinten, alles sei zu Ende.
Jesus ich danke Dir, dass Du anders bist.

Da sprachen sie alle: Bist du denn Gottes Sohn? Er sprach zu ihnen: Ihr sagt es, ich bin es!
Lukas 22,70

Liebe und Tod

Nur die Liebe und der Tod verändern wirklich etwas. Doch die Liebe ist stärker als der Tod. Der englische Diktator Oliver Cromwell verurteilte einen seiner Gegner zum Tod auf dem Schafott. Dessen Frau bat Oliver Cromwell um Gnade für ihren Mann. Doch Cromwell blieb hart, lehnte das Gnadengesuch ab und sagte der Frau: "Morgen früh um sechs, wenn die Glocke läutet, muss ihr Mann sterben!" Aber am nächsten Morgen um sechs Uhr läutete die Glocke nicht. Als der Küster oben im Turm nachschaute, sah er, dass sich die Frau des Verurteilten am Klöppel der Glocke festgehalten hatte, um so das Anschlagen der Totenglocke zu verhindern. Dabei waren allerdings ihre Arme zerschmettert. Als Oliver Cromwell davon hörte, begnadigte er ihren Mann.

Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.
1.Petrus 1,18f