Dran bleiben – beharrlich sein

Die Ruhe eines Lebens ist nicht Faulheit und Nachlässigkeit, sondern die Kraft zur Beharrlichkeit. Vieles wird hektisch begonnen und frustriert beendet. Schnelle Begeisterung schlägt oft in ebenso schnelle Enttäuschung um. Hastig rennen Menschen los, unruhig jagen sie hin und her und sind dann tief erschöpft und innen leer. Die Schnecke geht zwar langsam, aber stetig und beharrlich ihren Weg. Sie kommt am Ende dahin, wohin mancher aufgeregte Angsthase nicht gelangt.
Jesus blieb in Ruhe seiner Berufung treu und ging beharrlich seinen Weg. Sein Lebensweg war von Anfang an angefochten und bedroht. Vom Kindermord in Bethlehem, über die Flucht nach Ägypten, bei der Versuchung in der Wüste bis hin zum Sterben am Kreuz war es ein Weg mit Hindernissen und Widrigkeiten. Aber Jesus blieb dran und ging beharrlich weiter bis zum Ziel.
"Springe herab vom Tempel, mach ein Zeichen, alle werden dir glauben!", hieß die Versuchung am Anfang. "Steige herab vom Kreuz, mach ein Zeichen, und alle werden dir zujubeln!", war die Versuchung am Ende. Das ganze Leben Jesu war angefochten durch die Verlockung, abzuweichen und abzugehen von dem Weg der Liebe und des Gehorsams. Aber er blieb dran und kam ans Ziel, und sein letztes Wort war die Erlösung: "Es ist vollbracht!"
Wir müssen nicht mit der Masse reisen und rasen, hetzen und hasten, gieren und ängsten. Wir müssen nicht im Wettlauf um den schnellsten Untergang mitlaufen. Wir müssen nicht zeit unseres Lebens keine Zeit haben und dabei die Ewigkeit verspielen. Wir wollen dran bleiben bei Jesus und seiner Liebe, wollen beharrlich und stetig seine Weisungen ausleben und ganz in Ruhe das Ziel erreichen.

Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig!
Matthäus 24,13

Gemach, gemach -langsamer werden!

Wer einen weiten Weg hat, läuft nicht. Menschen rennen und hasten, eilen und stürzen, weil alles nur so kurz gedacht und klein gesehen wird. Jesus ist nie gerannt, obwohl er ein kurzes Leben hatte. Aber Jesus wusste sich auf einem weiten Weg. Aus der Ewigkeit Gottes trat er in die Zeit auf Erden ein und ging zurück in die Herrlichkeit des Vaters.
30 Jahre lebte Jesus ein Alltagsleben als Zimmermann. Drei Jahre zog er als Wanderprediger durchs Land und hatte Zeit für die Menschen. Er schenkte ihnen seine ganze Liebe, aber auch die ganze Wahrheit. Drei Tage dauerte dann die Zuspitzung seines Lebens in Lieben, Leiden, Sterben und Auferstehen. Dann war alles vollbracht, und die Welt war erlöst.
Jesus hatte Zeit und Ruhe, weil er mit seinem langen Weg bei Gott zu Hause war. Seine Gelassenheit war wie ein Gelass bei Gott, sich niederlassen, loslassen bei Gott. "Gemach, gemach", dieses Wort erinnert noch an das Geheimnis der Ruhe, nämlich bei Gott selbst ein Gemach zu haben, in dem man geborgen und geschützt, getrost und bewahrt leben und sterben kann.
Jesus hatte mehr zu tun als wir alle und Größeres zu vollbringen als andere Menschen. Aber er war gelassen und ruhig, weil er bei Gott zu Hause war. Dort war sein Gelass und Gemach. Im Herzen Gottes war er zu Hause und im Herzen der Welt in Ruhe präsent.
Zeit haben und Ruhe finden ist keine Frage der Berufe, Aufgaben und Termine, sondern eine Frage des Wohnortes. Wohnt unsere Seele bei Gott, ist unser Herz im Herzen Gottes zu Hause, haben wir ein Gelass und Gemach bei Gott, finden wir auch die Ruhe und Gelassenheit im Leben.

Geht ihr an eine einsame Stätte und ruhet ein wenig!
Markus 6,31

Die Schnecke

Langsam geht die Schnecke, fast lautlos, aber beharrlich und stetig. Sie kriecht an der Spitze der Bedächtigen. Sie überstürzt nichts. Zeit ihres Lebens hat sie Zeit zum Leben. Die Schnecke ist der stille Protest gegen den Gott der Geschwindigkeit, gegen alle Hektik und Hast, gegen den viel zu schnellen Fortschritt.
Die Ruhe der Schnecke ist niemals Faulheit oder Bequemlichkeit, sondern Ausdruck von Bedacht und Besinnung. Die Schnecke ist langsam, klein und weich. Und gerade das ist heute in unserer Gesellschaft nicht gefragt. Schnelligkeit, Größe und Härte sind in. Darum sagen wir, wenn wir jemand klein gemacht, überholt oder zum Rückzug gezwungen haben, dass wir ihn, "zur Schnecke gemacht" haben.
Doch von der Schnecke könnten wir Eiligen und Gierigen eine ganz neue Gangart lernen. Wir haben zwar die Geschwindigkeit ins Atemberaubende gesteigert, aber darüber den Atem des Lebens und die Zeit zum Leben verloren. Wir sind schnell fortgeschritten und haben die Mitte des Lebens aus den Augen verloren. Die andere Art der Schnecke hat fünf Gänge, die wir wieder lernen könnten:
– Gemach, gemach – langsamer werden.
– Dran bleiben – beharrlich sein.
– Besinnen vor Beginnen – bedächtig gehen.
– Die Fühler ausstrecken – empfindlich werden.
-. Unterwegs und immer zu Haus – behaust sein.

Durch Stille und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprecht: Nein, auf Rossen wollen wir dahinfliegen!
Jesaja 30,15f

Arbeitsbiene oder Faultier

Wussten Sie schon, dass im Bundesgebiet 1,5 Millionen Bienenvölker leben, dass ein Bienenvolk im Sommer etwa 60.000 Arbeitsbienen umfasst, dass eine Arbeitsbiene nur etwa sechs Wochen alt wird, dass die Arbeitsbienen bis zu 10 Millionen Blüten besuchen müssen, um ein Kilogramm Honig zu sammeln, dass etwa 80% der Blüten aller Kulturpflanzen von Bienen und Insekten befruchtet werden, dass der kurze Lebensweg der Arbeitsbiene eine einzigartige Leistung ist?
Darum nennen wir Menschen, die viel schaffen und leisten, arbeiten und wirken, bewundernd bienenfleißig. Auf der anderen Seite gibt es das Faultier, das 75 %seines Lebens verschläft. Darum nennen wir Menschen, die das Leben vertrödeln und verschlafen, vertändeln und vertun, verachtend ein Faultier.
Auch in der Bibel steht das gegenüber: "Der Faule begehrt und kriegt’s doch nicht, aber die Fleißigen bekommen genug!" (Sprüche 13,4)
Wenn das Leben nur Arbeit ist und die Menschen nur bienenfleißig sind, ist das genug? Wenn das Leben verschlafen wird und die Menschen nur faul genießen wollen, ist das nicht zu wenig?
Zwischen Arbeitsbiene und Faultier gibt es einen wunderbaren Weg, den Weg der Anspannung und Entspannung, Arbeit und Ruhe, Fleiß und Genuss ausgewogen versöhnt. Im Glauben an Gott sind wir weder Arbeitsbienen noch Faultiere, sondern Gäste und Kinder. Und Gott ist immer erst Gastgeber und Ratgeber und dann erst Arbeitgeber.

Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und …, dass du nicht müde geworden bist. Aber ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässt!
Offenbarung 2,2ff

Auf welcher Brücke gehen wir?

Eine der bekanntesten Brücken ist die Seufzerbrücke in Venedig. Sie spannt sich vom Dogenpalast, dem Sitz von Regierung und Gericht, zum berüchtigten Gefängnis, wo die Urteile vollstreckt wurden. Wie viele Seufzer von Verurteilten hat die Brücke wohl gehört? Wie viele Angstschreie haben sie zittern lassen? Wieviel Entsetzen hat sie gesehen?
Ist nicht auch der Weg der Menschheit und der eines Lebens ein Weg über eine Seufzerbrücke, von der Verkündung bis zur Vollstreckung des Urteils? Spannt sich unser Leben nicht vom Urteil am Anfang: "Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Du bist Erde und sollst wieder zu Erde werden!" (1.Mose 3,17.19) bis zur Vollstreckung am Ende: "Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht!" (Hebräer 9,27)? Und der Weg ist im Tiefsten ein Seufzen und Stöhnen, ein Fürchten und Entsetzen. Alle Menschen und "alle Kreatur sehnt sich und ängstigt sich immerdar!" (Römer 8,22). Alles sehnt sich nach Erlösung und schreit nach Befreiung. Und Gott hört das Seufzen und Sehnen. Er nimmt die Verurteilung der Menschen auf sich. An Jesus wird das Urteil vollstreckt. Und wir werden frei und begnadigt. Das Leben verwandelt sich vom Seufzen zum Jubeln, vom Klagen zum Loben. Die Seufzerbrücke verwandelt sich in die Golden Gate Brücke, die Brücke zum Goldenen Tor, die man in San Francisco bewundern kann. Jesus ist die Brücke zum Goldenen Tor, die uns in ein ganz neues Leben führt. Darum ging Jesus für uns über die Seufzerbrücke bis ins Gericht und Verderben, damit wir erlöst und begnadigt ein neues Leben beginnen können.

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Jesus Christus sind!
Römer 8,1

Lebendiges Leben

Ein reicher Geschäftsmann wird auf offener Straße überfallen. Er spürt die Pistole in seinem Rücken und hört die Stimme in seinem Ohr: "Geld oder Leben!" Der Geschäftsmann dreht sich um und antwortet: "Nehmen Sie das Leben, das Geld brauche ich noch!"
Was machen die Güter des Lebens ohne den Geber des Lebens für einen Sinn? Was soll die Anhäufung von Mitteln des Lebens bei gleichzeitigem Verlust der Mitte des Lebens? Was bedeutet immer mehr Lebensunterhalt bei immer weniger Lebensinhalt?
Lohnt es sich, die ersten vierzig Jahre mit der Gesundheit hinter dem Geld herzujagen und die zweiten vierzig Jahre mit dem Geld hinter der Gesundheit herzulaufen?
Können die Güter und Mittel, die Dinge und Sachen des Lebens wichtiger sein als der, der alles Leben gibt und erhält? Nicht unsere Güter sind besser als das Leben, aber Gottes Güte, von der alles abhängt!

Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir. Denn deine Güte ist besser als Leben. Meine Seele hängt an dir, und deine rechte Hand hält mich!
Psalm 63,2.4.9

Gold oder Leben

Midas erwarb sich der antiken Sage nach die Fähigkeit, dass alles, was er berührte, zu Gold wurde. Solche Midasse möchten viele Menschen sein. Sie träumen davon, dass alles, was sie anfassen, zu Gold und Reichtum wird. Solche glücklichen Hände wünschen sich viele Menschen, unter denen sich alles in Reichtum und Luxus verwandelt. Dem Midas jedoch wurde gerade diese Fähigkeit zum Verhängnis, weil auch die Nahrung, die er zum Essen brauchte, sich in hartes Gold verwandelte. So musste er schließlich bei all seinem Gold elend verhungern. Wie viele Menschen sind bei all ihrem Reichtum an Leib und Seele verhungert und sind im Grunde ganz arm geblieben! Wie anders war die Wirkung der Hände Jesu. Was er berührte, wurde geheilt und gesegnet, getröstet und aufgerichtet, versöhnt und geborgen. Jesus heilte mit seinen Händen die Kranken und segnete die Kinder, er teilte den Hungrigen das Brot aus und stillte die Stürme. Er richtete Schwache auf und machte Blinde sehend. Segnende, heilende, helfende Hände kann man sich nicht erwerben, aber schenken lassen. Darum halten wir Jesus unsere Hände hin, damit er sie füllt und gebraucht.

Jesus reckte seine Hand aus und rührte den Aussätzigen an und sprach zu ihm: Ich will’s tun. Sei gereinigt!
Markus 1,41