Auch ich schreib meinen Liebesbrief

Unsere Lebenszeit ist wie ein leeres Blatt, das Gott uns anvertraut hat, damit wir mit unserem Leben darauf unsere Antwort schreiben.

Es ist ein weißes Pergament,
Die Zeit, und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.

An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End‘,
Auch ich schreib‘ meinen Liebesbrief
Auf diesem Pergament.

Froh bin ich, dass ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb‘ ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.
(Gottfried Keller)

Auch ich schreib meinen Liebesbrief: "Ich liebe Gott, der mir das Leben gab! Ich liebe jeden Tag aus seiner Hand. Ich liebe jedes Wort aus seinem Mund. Ich liebe seine Welt mit all ihren Zaubern und Geheimnissen. Ich liebe das Leben mit allen seinen Tiefen. Ich liebe die Zeit und freue mich auf die Ewigkeit. Ich liebe die Quelle, aus der ich entspringe, und das Meer, in das ich einmal einmünde. Ich liebe den Weg und das Ziel des Lebens."

Solange uns noch Zeit bleibt, wollen wir jedem Menschen Gutes tun; vor allem aber denen, die mit uns an Jesus Christus glauben.
Galater 6,10

Nach oben schauen

Ein Schiffsjunge musste einmal im Sturm den Mast hinaufklettern. Die Wogen gingen hoch, und die Wellen trugen das Schiff bald nach oben in schwindelnde Höhen und bald hinab in abgründige Tiefen. Dem Schiffsjungen begann schwindelig zu werden, und er drohte herabzustürzen. Da rief ihm der Kapitän von unten zu: "Junge, sieh nach oben!" Der Schiffsjunge riss seinen entsetzten Blick von den tobenden Wellen los und richtete ihn nach oben. Und dieser Blick in den Himmel rettete ihn. Er konnte sicher nach oben klettern und seine Aufgabe erledigen.
Wenn die Tage der Trübsal unser Leben aufwühlen, wenn die Stürme des Lebens uns durcheinanderbringen und sich die Abgründe des Entsetzens vor uns auftun, fängt das Herz an zu zittern, und der Seele wird schwindelig vor Angst und Grauen. Wir geraten aus dem Gleichgewicht und drohen abzustürzen. Wenn wir unseren Blick von den Gefahren weg auf den Helfer richten, wenn wir im Gebet das Angesicht Gottes suchen und seine starke Hand im Glauben fassen, wird unser Herz ruhig, und wir bekommen Kraft und Geduld, um in den Stürmen unsere Aufgabe zu erledigen und die Tage zu bestehen.

Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen! Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz!
Psalm 27,8

Die Hoffnung nicht aufgeben

Es waren einmal zwei Bienen, die saßen am Eingang ihres Bienenkorbes in der Sonne. Lange Zeit hatte ein heftiger Sturm gewütet. Seine Gewalt hatte alle Blumen weggefegt und die Welt verwüstet. "Was soll ich noch fliegen?" klagte die eine Biene. "Überall herrscht ein wüstes Durcheinander. Was kann ich da schon ausrichten?" Und traurig blieb sie sitzen.
"Blumen sind stärker als der Sturm", sagte die andere Biene. Irgendwo müssen noch Blumen sein, und sie brauchen uns, sie brauchen unseren Besuch. Ich fliege los!" (Phil Bosmans)

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenn gleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Psalm 46,2ff

Phantasie oder Glaube

Phantasie ist, einen bunten Regenbogen über den tristen Alltag zu malen. Glaube ist, über dem Grau des Alltags mit seinen Mühen und Leiden, Sorgen und Lasten den Regenbogen Gottes zu wissen. Christen sehen über das Dunkle und Notvolle im Alltag nicht hinweg, aber sie sehen über all dem Grau-in-Grau den bunten Bogen der Treue Gottes. Sie malen ihn nicht einfach darüber, sie sehen ihn darüber. Das eine ist Phantasie, das andere ist Gewissheit. Über unserem Leben leuchtet der Bogen Gottes in seinen sieben Farben. Und für jeden Tag der Woche hat er eine wunderbare Botschaft: Gott ist treu alle Tage. Jeder der Alltage wird von der Treue Gottes überspannt und überholt, überglänzt und überhöht.
Montag, wenn die Arbeit uns erdrückt, ist Gott treu und misst uns nicht nach unserer Leistung, sondern nach seiner Liebe. Dienstag, wenn es zu Hause Streit gibt und wir gekränkt und niedergeschlagen sind, ist Gott treu und heilt die Wunden aus. Mittwoch, wenn alles schief geht und nichts gelingt, Pleiten, Pech und Pannen uns einholen, wartet Gott schon auf uns, um uns zu trösten. Donnerstag, wenn Finanz- oder Krankheitsprobleme uns verzweifeln lassen, ist zu aller Not auch der Nothelfer gegenwärtig. Freitag, wenn wir an Einsamkeit und Enttäuschung ganz krank geworden sind, ist Gott wie ein guter Freund plötzlich nah bei uns. Samstag, wenn wir frei haben, aber nicht frei sind, sondern gebunden an törichte Dinge irgendeinen Mist bauen, der uns abends leid tut, dann ist Gottes Vergebung für uns da. Sonntag, wenn wir Freude und Großes erwarten und alles ganz anders ist, hat Gott ein gutes Wort für uns und richtet uns auf.
Glaubende sind keine Phantasten, sondern Realisten, die mit der unverbrüchlichen Treue Gottes leben.

Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt!
Matthäus 28,20

Der alte Jim

Dem Pastor einer Gemeinde in Kenia fiel ein alter, ärmlich wirkender Mann auf, der jeden Mittag um 12 Uhr die Kirche betrat und sie schon nach kurzer Zeit wieder verließ. Eines Tages wartete der Pastor auf den Mann und fragte ihn, was er denn in der Kirche tue. Der Alte antwortete: "Ich gehe hinein, um zu beten!" Auf die verwunderte Feststellung: "Aber du bist niemals lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können!" erklärte der alte Mann: "Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um 12 Uhr vorbei und sage: Jesus, hier ist Jim! Dann warte ich eine Minute, und er hört mich."
Nach einiger Zeit kam der alte Jim mit einer Verletzung seines Beines in das Krankenhaus. Die Schwestern stellten fest, dass er auf alle anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Nörgler wurden zufrieden, die Ängstlichen gewannen neue Zuversicht, die Traurigen wurden fröhlich. Und es wurde viel gelacht in Jims Zimmer. "Jim", sagte die Stationsschwester eines Tages zu ihm, "die anderen Männer sagen, dass du diese Veränderung herbeigeführt hast. Du bist immer glücklich!" –
"Ja, Schwester, ich kann nichts dafür, dass ich immer so fröhlich bin. Das kommt durch meinen Besucher." Die Schwester hatte bei Jim noch nie Besuch gesehen, denn er hatte keine Verwandten und auch keine näheren Freunde hier. "Dein Besucher?" fragte sie, "wann kommt er denn?" – "Jeden Tag um 12 Uhr mittags", antwortete Jim. "Er kommt herein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: Jim, hier ist Jesus!"

So hilft Gottes Geist unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.
Römer 8,26

Goldene Äpfel auf silbernen Schalen

Ein Arzt, der in seinem Beruf über Jahrzehnte Erfolg hatte, setzte sich eines Tages hin und schrieb einen Dankesbrief an seine ehemalige Lehrerin, die ihn damals so sehr ermutigt hatte, als er in ihrer Klasse war.
Eine Woche darauf erhielt er eine mit zittriger Hand geschriebene Antwort. Der Brief lautete: ‚Mein lieber Willi, ich möchte, dass Du weißt, was mir Dein Brief bedeutet hat. Ich bin eine alte Frau in den Achtzigern, lebe allein in einem kleinen Zimmer, koche mir meine Mahlzeiten selbst, bin einsam und komme mir vor wie das letzte Blatt an einem Baum. Vielleicht interessiert es Dich, Willi, dass ich 50 Jahre lang Lehrerin war, und in der ganzen Zeit ist Dein Brief der erste Dank, den ich je erhalten habe. Er kam an einem kalten, blauen Morgen und hat mein einsames, altes Herz erfreut, wie mich in vielen Jahren nichts erfreut hat!"

Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen!
Sprüche 25,11

Mehr als nur ein Wort

Liebe ist ein Geheimnis. Hass ist ein Gefängnis. Liebe bietet ein Heim, in ihr ist jeder gut untergebracht. Hass ist unheimlich und macht aufenthaltslos. Liebe verbindet und Hass zerschneidet. Liebe baut Brücken, und Hass gräbt Gräben. Liebe ist eine Mauer, die einschließt, und eine Tür, die sich weit öffnet. Hass ist eine Mauer ohne Tür, die ausschließt und erdrückt. Liebe ist ein Weg in ein weites Land. Hass ist eine Sackgasse, in der man schließlich vor die Wand läuft. Sich vor Liebe vergessen, führt über sich hinaus. Sich vor Hass vergessen, bringt tief hinab bis unter das Tier. Liebe eröffnet den Himmel auf Erden. Hass richtet die Hölle auf Erden an. Liebe hat ein Zuhause in dem, den sie liebt. Hass hat nur den Kerker der Einsamkeit in sich selbst. Liebe baut auf, einmal den anderen, dann die Beziehung, dann mich selbst und schließlich das Leben. Hass zerstört, einmal den anderen, dann die Beziehung, dann mich selbst und schließlich das Leben. Liebe ist mehr als nur ein Wort, sie ist eine Macht. Sie ist ein Hauptwort und bleibt die Hauptsache des Lebens. Sie ist ein Tätigkeitswort und will wirklich gelebt und getan sein. Sie ist ein Eigenschaftswort und möchte die beste Eigenschaft des Menschen sein. Die Weisheit sagt: ‚Alles, was du auch tust, tu es mit Liebe!" Und die Bibel sagt:

Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen!
1.Korinther 16,14

Vom Dorn zum Edelstein

Ich bin ein Dorn in deiner Krone,
der trieb das Blut, Herr, über dein geliebtes Angesicht.
Ich bin ein Dorn in deinem Auge,
nie hast du es versucht, mich dort herauszuziehen, du Gnade, unbegreiflich!
Ich bin ein Dorn in jener Geißel,
die deinen Rücken schlug, auf dem du heimträgst mich in deines Vaters Schoß.
Ich bin ein Dorn in deinem Herzen,
doch zogst du tiefer mich nur noch hinein und sagtest leise, voller Schmerzen:
"Das tat ich auch für dich!"
Dann starbst du!
Wie eine Auster es verwandelt, das Sandkorn, das ihr wehtut, zu einer Perle,
so hast du, Herr, mich umgestaltet in deinen Leib, gebrochen auch für mich,
zu einem Edelstein in deiner Krone, der deine Herrlichkeit erhöht.

Er hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir. der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch seine Wunden seid ihr heil geworden!
1.Petrus 2,24

Aber des Nachts

Tagsüber lebe ich in einem schönen Haus mit gepflegten Räumen, gemütlichen Möbeln und bunten Blumen. Tagsüber gehe ich in gebügelten Hemden und sauberen Anzügen. Wenn es hell ist, trage ich Erfolgslächeln und bewege mich sicher. Von anderen gefragt, geht es mir gut, und ich werde es schon schaffen.
Aber des Nachts trage ich meine alten Träume auf. Im Dunkeln gehe ich in zerfetzten Gefühlen und abgerissenen Gedanken. Im Traum lebe ich in dunklen Höhlen der Angst und sitze im Kerker der Einsamkeit und Enttäuschung. Immer die gleichen schweren Träume von Abschied und Verlust. Es alpträumt durch meinen dünnen Schlaf, und es ängstet mich die Ahnung, ich könnte an einer Überdosis Nein scheitern und zerbrechen.

Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe, zu Gott rufe ich, und er erhört mich. In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; meine Hand ist des Nachts ausgereckt und Iässt nicht ab; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Ich denke an Gott – und bin betrübt; ich sinne nach – und mein Herz ist in Ängsten!
Psalm 77,1-4

Der Weg ins Paradies

Ein armer Junge hütete oben auf der Alm seine Ziegen. Daher konnte er nie zur Kirche gehen. An einem Sonntag, als die Ziegen ruhig waren, stieg er ins Dorf hinab und besuchte den Gottesdienst. Der Pfarrer sprach gerade darüber, wie man ins Paradies gelange, und dass der Weg dahin steil und voller Dornen sei. Da hat sich der Junge gefreut und gedacht: Den Weg kenne ich wohl. Denn er war einmal eine Holzriese hinaufgeklettert und hatte sich übel zerkratzt. – Am gleichen Tag hat er seine Ziegen von der Alm geholt und am Abend zu den Leuten gesagt, er ginge nicht mehr mit den Ziegen, er gehe jetzt ins Paradies, er kenne den Weg genau. Die Leute haben nur über ihn gelacht.
Frühmorgens brach der Junge auf, und ganz zerschunden und blutverschmiert kam er durch die Holzriese oben auf eine kleine Ebene. Da dachte er, das wäre das Paradies. Nach einem kurzen Weg sah er ein Holzkreuz und fragte den Mann am Kreuz, ob es noch weit sei bis ins Paradies. Der Gekreuzigte hat ihm aber keine Antwort gegeben, und der Junge ist weitergegangen und hat gedacht: Der ist noch mehr zerkratzt und geschunden, der will sicher auch ins Paradies. – Wie er so ging, kam er an ein Kloster und fragte den Mönch an der Pforte, ob dies das Paradies sei. "Nein", sagte der, "aber ich will auch dorthin!" Da es nun Nacht wurde, hat er den Jungen eingeladen, im Kloster zu übernachten. Der Junge dachte an den Mann am Kreuz, der gewiss auch Hunger habe, und ging zurück, ihn zu rufen. Der Gekreuzigte ist mitgekommen und hat sich neben den Jungen zu Tisch gesetzt. Der gab ihm fortwährend die besten Bissen und sagte, er solle tüchtig essen, damit er es anderntags bis zum Paradies schaffe. Die Mönche aber sahen den Gekreuzigten nicht und wussten nicht, mit wem der Knabe sprach. – Nach dem Abendessen ist der Junge mit seinem Gefährten zu Bett gegangen, froh hoffend, das Paradies zu finden. Und er hat es gefunden. Am anderen Morgen haben ihn die Mönche tot im Bett entdeckt, und Jesus war mit ihm gegangen. (Nach einem Schweizer Märchen)

Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!
Lukas 23,43