Bei einem Bettler betteln

"Ich ging als Bettler von Tür zu Tür die Dorfstraße entlang. Da erschien in der Ferne ein goldener Wagen wie ein schimmernder Traum, und ich fragte mich, wer dieser König der Könige sei. Hoffnung stieg in mir auf: Die schlimmen Tage schienen vorüber; ich er wartete Almosen, die geboten wurden, ohne dass man um sie bat, und Reichtümer, die in den Sand gestreut wurden. Der Wagen hielt an, wo ich stand. Dein Blick fiel auf mich und mit einem Lächeln stiegst du aus. Endlich fühlte ich mein Lebensglück kommen. Dann strecktest du plötzlich die rechte Hand aus und sagtest: ‚Was hast du mir zu schenken?’ Welch königlicher Scherz war das, bei einem Bettler zu betteln! Ich war verlegen, stand unentschlossen da, nahm schließlich aus meinem Beutel ein winziges Reiskorn und gab es dir. Doch wie groß war mein Erstaunen, als ich am Abend meinen Beutel umdrehte und zwischen dem wertlosen Plunder das kleine Korn wieder fand – zu Gold verwandelt. Da habe ich bitterlich geweint, und es tat mir Leid, dass ich nicht den Mut gefunden hatte, dir mein Alles zu geben."
Der König aller Könige, dem alle Reichtümer und Herrlichkeiten eigen sind, bittet uns, dass wir ihm unser Leben geben. Er hat uns mit seinem Sohn alles gegeben. Warum haben wir nicht den Mut, ihm unser Alles zu geben? Er will es doch nicht nehmen, sondern nur verwandeln und uns wieder anvertrauen. Was wir Gott anvertrauen, wird sich verwandeln und alles überdauern.

Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!
Matthäus 16,25

Schwer, aber wahr

SEGEN DER KRANKHEIT
Wie dank ich euch, ihr Krankheitstage,
die ihr so hoch gesegnet seid!
Die ihr uns trennet von der Plage
der irdischen Beweglichkeit!

Wo still der Geist bei sich zu Hause,
der sonst sich stachelnd vorwärts treibt,
wo von wildem Lebensbrause
ein Flüstern nur noch übrig bleibt.

Wie eine Mutter voll Erbarmen
die Schmerzen stillt dem armen Kind,
so hält dich Gott in milden Armen,
die nie dem Flehn geschlossen sind.

Und ist die Welt von dir geschieden,
nach innen wende Aug‘ und Sinn;
aus Angst entflieh zu tiefem Frieden,
aus Schmerz zur ewgen Wonne hin.

Es liegt vom Ostmeer tiefumfangen
die alte Stadt im Wunderglanz,
und ruht das Meer, siehst du sie prangen,
in Trümmern schön und herrlich ganz.

Das ist dein eigen Innenleben;
ist nur ein Spiegel, still und gleich,
tief unten schaust du sich erheben
das sonst verborgne Gottesreich.
(Gottfried Kinkel)

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden!
Matthäus5,4

Hymnus am Morgen

Schon zieht herauf des Tages Licht,
wir flehn zu Gott voll Zuversicht:
Bewahre uns an diesem Tag
vor allem, was uns schaden mag.

Bezähme unsrer Zunge Macht,
dass sie nicht Hass und Streit entfacht;
lass unsrer Augen hellen Schein
durch Böses nicht verdunkelt sein.

Rein sei das Herz und unversehrt
und allem Guten zugekehrt.
Und gib uns jeden Tag das Brot
für unsre und der Brüder Not.

Senkt sich hernieder dann die Nacht
und ist das Tagewerk vollbracht,
sei dir all unser Tun geweiht
zum Lobe deiner Herrlichkeit.

Dich, Vater, Sohn und Heil’ger Geist,
voll Freude alle Schöpfung preist,
der jeden neuen Tag uns schenkt
und unser ganzes Leben lenkt. Amen.
(Ambrosius zugeschrieben)

Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.
Psalm 138,3

Unverschämte Weihnachtswünsche

Mehr Gehalt in den Festtagsreden,
mehr Umsatz der guten Gedanken in die Tat,
mehr Konsum der göttlichen Zuneigung,
mehr Gewinn an wichtigen Einsichten,
mehr Profit aus friedlichen Absichten,
mehr Geschenke wie Zeit und Vertrauen,
mehr Verschwendung von Liebe und Versöhnung!

Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Psalm 36,8ff

Der unendliche Wert des Lebens

Den einen ist ein langes Leben geschenkt, die anderen sterben sehr jung. Ist ein langes Leben besser als ein kurzes? Was wirklich zählt, ist nicht die Quantität unserer Lebensjahre, sondern ihre Qualität. Jesus war gut dreißig, als er getötet wurde. Theresia von Lisieux war noch keine fünfundzwanzig, als sie nach schwerer Krankheit starb. Anne Frank war ein Teenager, als sie im KZ ihr Leben verlor. Aber das Leben aller drei ist für Generationen fruchtbar.
Ein langes Leben ist ein Segen, wenn es gut gelebt wird und zu Dankbarkeit, Weisheit und Heilung führt. Es gibt aber Menschen, deren Leben erfüllt ist, auch wenn ihre Zeit kurz war. Da wir heute viele junge Menschen sterben sehen – durch einen Unfall, an einem Krebsleiden, an AIDS -, sollten wir alles tun, um unsere jungen Freunde eindringlich davon zu überzeugen, dass ihr Leben, selbst wenn es kurz bemessen sein sollte, einen unendlichen Wert hat. (Henri J. M. Nouven)

Weil du in meinen Augen so kostbar und wertvoll bist, habe ich dich herzlich lieb.
Jesaja 43,4

Die wahnsinnige Idee

Tennessee Williams hat ein Bühnenstück geschrieben: "Die Katze auf dem heißen Blechdach." Im Mittelpunkt steht der reiche und hungrige Big Daddy, der aus der Klinik entlassen wurde. Die Familie weiß, dass er sterben wird, weil er unheilbar krank ist. Aber sie spielen ihm alle Theater vor. Big Daddy sieht sein Leben zwischen den Fingern zerrinnen. Er steht im Zimmer mit seinem Sohn Brick allein und sagt, indem er auf die verschiedensten Gegenstände zeigt, die er mit Big Mama in Europa während einer Reise gekauft hat: "… Wohin sie kam auf dieser Wahnsinnstour, überall hat sie gekauft. Ich kann von Glück sagen, dass ich ein reicher Mann bin, Brick … Weißt du, wie viel ich habe? Fast zehn Millionen in bar und außerdem Wertpapiere, und 28 000 Morgen des fruchtbaren Landes diesseits des Mississippi. Aber ein Mann kann sich damit nicht ein Leben kaufen, er kann sich sein Leben nicht zurückkaufen, wenn sein Leben einmal zu Ende geht. Das ist eine Sache, die sie auf dem europäischen Trödelmarkt nicht verkaufen … Ja, das Menschentier ist ein Biest, das stirbt, und wenn es Geld in die Finger bekommt, dann kauft und kauft es, der Grund ist die wahnsinnige Idee, da irgendwo in seinem Hinterkopf, dass es sich ewiges Leben – ewiges Leben – kaufen könnte und es natürlich nie kann – hörst du mir zu?" – Keine Antwort.

Und nun, ihr Reichen: Weint und heult über das Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen.
Jakobus 5,1-3

Eine Lampe im Haus

"Kannst du kein Stern am Himmel sein, sei eine Lampe im Haus!" (Arabisches Sprichwort)
Sterne sind hoch über uns, so unerreichbar und unnahbar.
Sterne sind so weit weg, Milliarden Lichtjahre, unvorstellbar.
Sterne sind so kalt und leblos, ohne Wärme und Herz.
Warum wollen die Menschen Sterne und Sternchen sein, so hoch hinaus und einsam, so weit weg und distanziert?
Wenn es Abend wird und Nacht, wollen wir im Haus, im kleinen, überschaubaren und gewohnten Raum, eine Lampe sein.
Sie bietet gutes Licht und gemütlichen Schein, sie strahlt Wärme aus und lädt zum Beieinander-Sitzen und Miteinander-Reden, zum Lesen und Lachen, zum Herzen und Lieben ein.
Sei in deiner Familie, in deinem engsten und intimsten Lebensraum eine Lampe mit warmem und herzlichem Licht, mit Ausstrahlung und Einladung.

Man zündet nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst eure Lichter leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Matthäus 5,15f

Was ein Lächeln vermag

In den ersten Jahren seiner Londoner Amtstätigkeit kam Spurgeon, der berühmte englische Prediger, auf seinem Weg zu seiner Kapelle immer an einem niedrigen Häuschen vorbei, dessen grünumrankte Fenster seine Blicke auf sich zogen. Aus einem derselben lachte ihn jedes Mal ein süßes Babygesicht an. Von Mutter- oder Schwesterhänden gehalten, tanzte das Kind lustig auf dem Fensterbrett hin und her, und Spurgeon, der Kinder sehr liebte, erwiderte jedes Mal in seiner gewinnenden Weise das Lächeln.
So ging das allsonntäglich hin und her. Zuweilen war es auch der Vater oder ein Bruder, der das Baby hielt. Die ganze Familie war über die ihrem Liebling erwiesene Freundlichkeit glücklich, zugleich aber auch neugierig, wer der freundliche Herr wohl sein möge.
Endlich ging eines Sonntags einer der Söhne ihm nach und erfuhr, wer er war und wo er predigte. Die ganze Familie hatte bis dahin ohne Verbindung mit der Kirche gelebt. Unter einem Geistlichen stellten sie sich einen weltfremden Menschen vor. Diesen freundlichen Mann aber wollten sie doch hören.
Zuerst gingen die Mutter und die Töchter in die Kapelle, dann die Brüder, und zuletzt fand auch der Vater den Weg dorthin. Bald gingen sie jeden Sonntag, und abends griffen sie zur Bibel, um über das gehörte Wort nachzudenken. Alle kamen zum Glauben, und die ganze Familie ließ sich taufen. Sieben Menschen waren durch ein freundliches Lächeln für Gott gewonnen worden.

Die Liebe ist langmütig und freundlich!
1.Korinther 13,4

Ein Mensch der Sehnsucht

"Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte.
Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast.
Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten."
(J. A. Comenius)

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13,14

Vier Dinge braucht der Mensch

Die vier elementaren Grundbedürfnisse jedes Menschen sind im leiblichen Bereich: atmen, trinken, essen und schlafen. Kein Mensch kann ohne diese vier Möglichkeiten leben oder überleben.
Auf dieser leiblichen Basis braucht der Mensch, um geistig-seelisch und sozial gesund zu sein, auch vier wichtige Erfahrungen: eine Liebeserklärung, eine Wertschätzung, einen Vertrauensbeweis und eine Herausforderung.
Zu Weihnachten macht Gott uns diese vier besonderen Geschenke.
Er erklärt uns in Jesus seine ganze, große Liebe. So sehr hat Gott uns geliebt, dass er seinen Sohn Mensch werden und uns erlösen ließ. Daraus entsteht für uns die größte Wertschätzung, die uns je begegnen kann. Wir sind Gott einen Christus wert. In seinem Lieben und Schätzen, das Gott im Leben Jesu zeigt, liegt der größte Vertrauensbeweis, den es für unser Leben gibt. Und zugleich entsteht in der Liebe, der Wertschätzung, dem Vertrauen auch die stärkste Herausforderung unseres Lebens. Gott fordert uns heraus zum Abenteuer des Glaubens, zum Wagnis der Nachfolge, zur Ganzhingabe unseres Lebens und zur allerhöchsten Berufung: Als seine Kinder und Boten, seine Haushalter und Zeugen in die Welt zu gehen.

In seiner Liebe hat Gott uns dazu berufen, dass wir seine Kinder seien durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens.
Epheser 1,5