Wohin

Wohin gelangen Menschen, die meinen Spuren folgen? In die Irre, in den Stress, in die Langeweile, in das Vergnügen, in den Rausch, in die Besessenheit, in das Selbstmitleid, in den Dschungel der Lügen oder in den Sumpf der Sünde?
Wohin kommen Menschen, die mir heute nachgehen? In die Ehrlichkeit, in das Leben, Hoffen und Vertrauen, in die Treue und Verlässlichkeit, in die Freude und Gelassenheit, in den Ernst und die Sorgfalt, in die Liebe und Zartheit, in die Festigkeit und Eindeutigkeit und schließlich auf das feste Fundament des Gottvertrauens?

Darum ermahne ich euch: Folgt meinem Beispiel!
1.Korinther 4,16

Jung und alt

"Du bist so jung wie deine Zuversicht. Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt, sie ist ein Geisteszustand. Sie ist Schwung des Willens, Regsamkeit der Phantasie, Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit.
Niemand wird alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat. Man wird nur alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt. Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele. Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen, Angst und Hoffnungslosigkeit, das sind die langen, langen Jahre, die das Haupt zur Erde ziehen und den aufrechten Geist in den Staub beugen.
Ob Siebzig oder Siebzehn, im Herzen eines jeden Menschen wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren, das erhabene Staunen beim Anblick der ewigen Sterne und der ewigen Gedanken und Dinge, das furchtlose Wagnis, die unersättliche kindliche Spannung, was der nächste Tag bringen möge, die ausgelassene Freude und Lebenslust.
Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel, so jung wie deine Hoffnung.
Solange die Botschaft der Schönheit, Freude, Kühnheit, Größe, Macht von der Erde, den Menschen und dem Unendlichen dein Herz erreichen, solange bist du jung.
Erst wenn die Flügel nach unten hängen und das Innere deines Herzens vom Schnee des Pessimismus und vom Eis des Zynismus bedeckt sind, dann erst bist du wahrhaft alt geworden." (Albert Schweitzer)

Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen unseres Gottes grünen. Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein.
Psalm 92,14f

Enttäuscht

Voller Freude läuft der Vater in das Kinderzimmer. "Mein Junge", ruft er mit strahlendem Gesicht, "ein Engelchen ist hier gewesen und hat ein wunderschönes Baby in Muttis Bett gelegt. Willst du dir das süße Baby einmal ansehen?"
Der Junge hebt nur gelangweilt den Kopf: "Babys habe ich schon oft gesehen. Das ist doch nichts Besonderes. Aber das Engelchen hätte ich mir zu gerne mal angesehen, wenn du mir vorher Bescheid gesagt hättest."

Ein Mann wird gelobt nach seiner Klugheit; aber wer verschrobenen Sinnes ist, wird verachtet.
Sprüche 12,8

Wir sind gut gebaut

Gott gab uns zwei Beine, damit wir uns bewegen und vorankommen können. Für einen Standpunkt hätte ein Bein genügt.
Gott gab uns zwei Hände, damit wir festhalten und liebhalten, handeln und loslassen, nehmen und geben können. Für ein Handy hätte eine Hand genügt.
Gott gab uns zwei Augen, damit wir die Wahrheit und mit Liebe sehen, damit wir immer beide Ansichten, meine und deine, ihre und seine sehen. Zum Rechthaben hätte ein Auge genügt.
Gott gab uns zwei Ohren, dass wir sein ewiges Wort und die Stimmen der Zeit, das göttliche Reden und menschliche Fragen zugleich hören und im Kopf haben. Für das, was wir gern hören wollen, hätte ein Ohr genügt.
Gott gab uns ein Herz, damit es nicht geteilt, sondern versöhnt und ganz ist.
Gott gab uns eine Zunge, damit sie nicht gespalten und doppelzüngig, sondern eindeutig ist.
Wir sind gut gebaut.

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Psalm 139,14

Ablenkung

Sie trafen sich: die geplagten Tiere, denen man beleidigende Beinamen gegeben hatte.

Die dumme Gans. Dabei hatten ihre Vorfahren Rom gerettet.
Das Dreckschwein. Dabei kann es besonders gut Trüffeln suchen.
Die diebische Elster. Dabei hat sie einen Sammlertrieb, der jedem Museumsdirektor gut anstünde.
Der faule Hund. Dabei ist gerade er der wachsame und treue Freund des Menschen.
Der falsche Fuchs. Dabei ist er berühmt für seine Klugheit.
Der Dreckspatz. Dabei ist er der charmante Geselle auf dem Hof.
Der Angsthase. Dabei ist gerade er bekannt für Wendigkeit und Schläue.
Das Stinktier. Dabei ist es besonders berühmt für harmlose Verteidigung.
Der blöde Esel. Dabei ist gerade er das Wesen, das sich tapfer gegen Hiebe wehrt.

Sie und viele andere klagten ihr Leid. Sie beschlossen, ein Jahr lang die Menschen zu beobachten. Als sie sich danach wieder trafen, stellten sie übereinstimmend fest: Unsere Beinamen sind reine Ablenkung. Die Menschen meinten sich selbst, wollten es nur nicht so deutlich sagen.

(Peter Spangenberg)

"Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht!"

(Jesaja 1,3)

Man kann seine Meinung doch mal ändern

Ein Mann kommt eines Tages zu einem Priester und bittet ihn, für seinen verstorbenen Hund eine Messe zu lesen. Der Priester lehnt entrüstet ab. Der Mann beteuert, wie sehr er seinen Hund geliebt hat. Der Priester wehrt energisch ab: "Wir lesen keine Messen für Hunde!"
Der Mann beschreibt, wie sehr sein Hund ihm ein Freund und Partner und wie treu und ergeben er gewesen sei. Der Priester bleibt hart und rät dem Mann, er solle es doch bei der anderen Konfession versuchen. "Fragen Sie doch den evangelischen Pastor, ob er für Ihren Hund eine Messe lesen kann." Enttäuscht wendet sich der Mann zum Gehen, dreht sich in der Tür noch einmal um und sagt: "Sehr schade, ich habe den Hund wirklich geliebt und wollte für die Messe eine Millionenspende machen!" Der Priester springt auf: "Warten Sie mal! Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass der Hund gut katholisch war? Natürlich bekommt er eine Messe gelesen."

Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel!
Matthäus 5,37

Was kann warten?

"Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du einem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist!" (Aus China)
Welche Arbeit kann heute warten, damit ich eine besondere Gelegenheit nicht versäume: einem Kind die bunten Farben des Regenbogens zeigen, einen geliebten Menschen umarmen, die altgewordenen Eltern anrufen, mit den kleinen Enkelkindern spielen, einen Kranken besuchen, mit Gott über mein Leben sprechen?
Die Arbeit läuft uns nicht weg, aber zu schnell sind die Momente des Glücks und der Liebe, der Freude und der Nähe, des Zuspruchs und des Trostes, der Nähe und des Gebetes dahin.
Wenn Gott uns in seinem Bogen der Treue zulächelt, sollten wir es nicht versäumen, innezuhalten, Zeit zu haben und das Staunen wieder zu lernen.

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. Da merkte ich, dass es nichts Besseres gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
Prediger 3,1.10.12

Apfeljahr

Der Apfel ist nicht gleich am Baum.
Da war erst lauter Blüte.
Da war erst lauter Blütenschaum.
Da war erst lauter Frühlingstraum
aus lauter Lieb und Güte.

Dann waren Blätter, grün an grün
und grün an grün nur Blätter.
Die Amsel nach des Tages Mühn,
sie sang ihr Abendlied gar kühn.
Und auch bei Regenwetter.

Der Herbst, der macht die Blätter steif.
Der Sommer muss sich packen.
Hei, dass ich auf dem Finger pfeif:
da sind die ersten Äpfel reif
und haben rote Backen.

Und haben Backen rund und rot.
Und hängen da und nicken.
Und sind das lichte Himmelsbrot.
Wir haben unsre liebe Not,
dass wir sie alle pflücken.

Und was bei Sonn und Himmel war,
erquickt nun Mund und Magen
und macht die Augen hell und klar.
So rundet sich das Apfeljahr.
Und mehr ist nicht zu sagen.
(Hermann Claudius)

Gönnen wir uns in Erziehung und Beziehung, in Arbeit und Beruf, in Gesellschaft und Gemeinde ein "Apfeljahr", eine Zeit des Wachsens und Reifens. Die Früchte sind nicht gleich am Baum. Aber sie werden.

So seid nun geduldig … Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig.
Jakobus 5,7

Falsch gewählt – alles richtig gemacht!

London. Ein falsch verbundener Anrufer hat in Großbritannien einer Diabetikerin das Leben gerettet. Wie der "Daily Star" gestern berichtete, war die 32-jährige Karen Tuke in ihrer Wohnung wegen Unterzuckerung zusammengebrochen und dabei mit dem Kopf aufgeschlagen. Ihre vierjährige Tochter Emily und ihr zweijähriger Sohn Stephen wussten nicht, was sie tun sollten, als ihre Mutter bewusstlos liegen blieb.
Da klingelte das Telefon. Der Geschäftsmann Carl Harrison hatte sich verwählt. Emily sagte ihm: "Meiner Mami geht es ganz schlecht."
Daraufhin bat Harrison das Mädchen, ruhig zu bleiben, den Hörer aufzulegen und anschließend drei Mal die 9 zu wählen – den Notruf. Minuten später waren Notarzt und Polizei zur Stelle.
Der Anrufer meldete sich später noch einmal, um nachzufragen, ob alles gut gegangen war. "Er ist ein echter Held", sagte die Mutter. "Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn das Telefon nicht geklingelt hätte." (dpa am 20.8.2000) Alles Zufall – oder?

Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern!"
Psalm 77,15

Die alte Frau Schatt

Die alte Frau Schatt war drei Wochen krank,
sie lag zwischen Waschtisch und Kleiderschrank
in ihrem Bettzeug aus gelbem Linn
und wimmerte leise vor sich hin.
Die Busklingeln schrillten, die Sonne schien warm,
die Kinder spielten Prinzess und Schandarm.
Wer fragt schon in der großen, großen Stadt
nach der alten Frau Schatt?

Sechs Familien wohnten im gleichen Haus,
die gingen geschäftig ein und aus,
jeder in Eile, jeder in Hatz.
Nur manchmal auf dem Treppenabsatz
blieb einer stehen, verschnaufte im Lauf:
"Schon gehört? Bei Karstadt ist Schlussverkauf!"
Wer fragt schon in der großen, großen Stadt
nach der alten Frau Schatt?

Im Fernsehen, klar, da ist man im Bild,
da sitzen sie stumm und glotzen wild:
Tatort, Der Chef, XYZ,
Flipper, Sportreportage, Ballett.
Und hier ist Krieg und dorten brennt’s!
In Ottawa tagt die Geheimkonferenz.
Wer fragt schon in der großen, großen Stadt
nach der alten Frau Schatt?

Und als man sie fand, die alte Frau Schatt,
da drückten die Kinder die Nasen platt
am Fenster und sahen sie klein und bleich
verhutzelt liegen im Bett als Leich
mit zahnlosem Mund und knochigem Arm –
dann spielten sie wieder Prinzess und Schandarm.
Wer fragt schon in der großen, großen Stadt
nach der alten Frau Schatt?

Am Grabloch stand ein Pfarrer bestellt,
der Küster hat mit der Glocke geschellt.
Es regnete. Keine Blume, kein Kranz.
Nur ein Hündchen mit eingezogenem Schwanz,
ein verirrtes, kläfft in die Grube hinab,
und der Wärter brummelt erbost: "Hau ab."
Wer fragt schon in der großen, großen Stadt
nach der alten Frau Schatt,
nach der alten Frau Schatt?
(Rudolf Otto Wiemer)

Und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken!
Hebräer 10,24