Unlösbare Probleme?

Es gibt im Leben Verwicklungen, Verirrungen, Verflechtungen, die festgezogenen Knoten gleichen und unlösbar scheinen. Am Arbeitsplatz, in der Familie, im Freundeskreis gibt es allzu oft solche Schwierigkeiten. Auch im persönlichen Leben können schwere Krankheit oder hohe Schulden in ausweglose Situationen führen. Wie geht man damit um? Eine alte Lebensweisheit sagt: "Was man lösen kann, soll man nicht schneiden!"
Wie oft wird ein Knoten aus Enttäuschung oder Bitterkeit, aus Wut oder Hass zerschnitten, bevor eine Lösung versucht wurde? Jemand verlässt gekränkt seine Firma, ein anderer enttäuscht seine Ehe, ein anderer greift zur Flasche, statt zu einer Schuldnerberatung zu gehen, ein anderer bricht die Beziehung zu seinen Kindern beleidigt ab, weil sie ihre eigenen Wege gehen.
Das Lösen schwieriger Knoten erfordert große Kraft und ganze Ehrlichkeit. Es geht nicht ohne Aufdecken und Aussprechen der Verwicklungen, es geht nicht ohne Einsicht in Fehler und Absicht von Veränderung. Eine Lösung darf keine Verdrängung, muss eine Verarbeitung sein. Das erfordert wirkliches Vergeben und tiefes Versöhnen mit anderen und mit sich selbst und Gott vor allem.
Natürlich gibt es im Leben auch solche Knoten, bei denen nur das Schneiden bleibt, um größeres Unheil abzuwenden. Bis in das Leibliche hinein ist bisweilen der Schnitt bei manchem Knoten in der Brust oder im Bauch unumgänglich. Wenn sich ein Pfropfen in einem Blutgefäß nicht mehr lösen lässt, muss man schneiden. Das ist auch im Leben so. Aber davor gilt: "Was man lösen kann, soll man nicht schneiden!"

Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten. Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen … Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.
Aus 1.Mose 50,15-21

Jemand Anders

"Die Nachricht vom Tod unseres Bruders Jemand Anders, eines der wertvollsten Mitglieder unserer Gemeinde, hat uns alle erschüttert. Bruder Anders hinterlässt eine Lücke, die sich nur schwer wird füllen lassen. Jemand Anders hat unserer Gemeinde seit vielen Jahren angehört, und er hat weit mehr geleistet, als man normalerweise von einem Menschen erwarten kann. Wenn etwas erledigt werden musste, wenn Hilfe nötig war oder man einen Zuhörer brauchte, wie oft hieß es einstimmig: Das soll Jemand Anders machen. Gerade wenn Freiwillige gesucht wurden, so war es selbstverständlich, dass er sich zur Verfügung stellte. Jemand Anders war ein wunderbarer Mensch, manchmal fast ein Übermensch. Aber ein Einzelner kann nicht alles tun. Um die Wahrheit zu sagen: Man erwartete zu viel von Jemand Anders." (Aus einem Gemeindebrief)

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn!
Römer 12,10f

Wo wohnst du?

Zwei Männer gehen hinter Jesus her. Jesus dreht sich um und fragt sie: Was sucht ihr? Sie drehen die Frage um: Meister, wo ist deine Herberge? Ihre Frage zielt nicht nur auf das Haus, in dem Jesus wohnt. Die Frage meint mehr: In welchen Kräften bist du untergebracht, in welchen Gedanken lebst du und in welcher Sprache wohnst du? In welcher Liebe bist du zu Hause, welcher Glaube ist dein Fundament, welche Hoffnung dein Dach, welche Berufung dein Lebensraum? Mit welchen Menschen teilst du die Herzens- und Hauskammern, welche Bilder leiten dich, durch welche Türen gehst du ein und aus und worin bist du letztlich geborgen?
Jesus sagt: Kommt mit mir und seht selbst. Einen ganzen Tag bleiben und leben sie bei Jesus. Und sie sehen voller Freude, dass Jesus bei Gott zu Hause und in seiner Liebe sehr gut untergebracht ist. So schließen sie sich Jesus an und werden seine Begleiter.
Wenn Menschen ihr Zuhause bei Gott, ihre Erfüllung in seiner Liebe und ihre Hoffnung in seinen Verheißungen finden, brauchen sie dann alles andere nicht mehr? Doch, sie brauchen es jetzt erst richtig. Das heißt, sie werden ihr Haus und Heim, ihre Arbeit und Erfahrung, ihre Nächsten und Lieben, ihr Geld und Gut, ihren Leib und Verstand, ihre Sinne und Geschlechtlichkeit nicht mehr mit einem letzten Zuhause verwechseln, sondern weil sie das in Gottes Liebe gefunden haben, alles richtig gebrauchen. Sie werden es dankbar nutzen, weder als göttlich überbewerten, noch als gottlos abwerten, sondern in der Liebe zum Geber alle seine wunderbaren Gaben richtig gebrauchen!

Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Meister, wo ist deine Herberge? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm.
Johannes 1,38f

Das Opfer

Eine Geschichte aus Afrika erzählt, dass einst eine große Dürre und eine lange Hungersnot über das Land hereinbrach. Menschen und Tiere litten große Not und viele mussten ihr Leben lassen. Die anderen kämpften mit aller Macht um ihr Überleben. Ein Pelikan versuchte vergeblich, für seine Jungen irgendwelche Nahrung herbeizuschaffen. Als er das Betteln der Jungen nicht mehr ertragen konnte und nichts mehr fand, mit dem er die hungrigen Schnäbel hätte füllen können, bohrte er sich mit seinem Schnabel ein Loch in seine Brust und gab seinen Jungen das eigene Blut zu trinken. So konnten die Jungen die Hungersnot überleben und vom Blut des Pelikans genährt groß werden. Der alte Pelikan aber starb an seinem Opfer. Er hatte sein Leben für seine Jungen gegeben.

Wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!
Hebräer 9,14

Die Geschichte einer Puppe

Es ist die Geschichte einer Puppe. Bis vor kurzem hatte sie ihren Platz im Schrank einer jüdischen Rechtsanwältin aus Krakau, die während der Schreckensherrschaft der Nazis Zwangsarbeit verrichten musste. Steine klopfen – eine Arbeit, die ihr wie all ihren Mithäftlingen die Würde nehmen und ihren Willen brechen sollte. "Arbeit macht frei", lautete die zynische Inschrift über den Toren von Auschwitz, wenige Kilometer westlich von Krakau. Statt Freiheit erwartete die meisten, die dieses Tor durchschritten, der Tod in der Gaskammer.
Ein kleines Mädchen muss während des Transports ins Vernichtungslager geahnt haben, was es erwartet. In dem Moment, als ihr Zug an den Zwangsarbeiterinnen vorbeikommt, wirft sie einer Frau ihre Puppe zu mit den Worten: "Hab sie lieb!" Es ist die erwähnte Anwältin, die sie auffängt. Jahrzehntelang behält sie diese Geschichte für sich. Erst auf dem Sterbebett erzählt sie davon und lässt die Puppe von ihrer Zuhörerin aus dem Schrank holen, um sie ihr anzuvertrauen. Mit denselben Worten, die ihr das Mädchen damals zugerufen hat und die auch ihre letzten sind: "Hab sie lieb!" Die Zuhörerin von damals ist die Ehefrau des langjährigen deutschen Generalkonsuls in Polen, Lee-Elisabeth Hölscher-Langner.
Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den ehemaligen KZ-Häftlingen bei der Bewältigung ihres Alltags zu helfen – solange sie leben. Dazu hat sie in Krakau einen Freiwilligen-Einsatz von jungen Leuten organisiert. So ist es gekommen, dass junge Deutsche in Krakau alte Menschen betreuen, die Auschwitz überlebten. Es ist, als würde das Mädchen, die Puppe, die ehemalige Zwangsarbeiterin allen zurufen: "Habt die Überlebenden lieb!" (Aus: Welt am Sonntag 16/2000)

Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann!
1.Thessalonicher 5,14

Nur geliehen

Ich bin nicht mein, du bist nicht dein.
Keiner kann sein Eigen sein.
Ich bin nicht dein, du bist nicht mein.
Keiner kann des andern sein.
Hast mich nur zu Lehn genommen,
hab zu Lehn dich überkommen.
Also mag’s geschehn:
hilf mir, liebstes Lehn,
dass ich alle meine Tage
treulich dich zu Lehen trage
und dich einstmals vor der letzten Schwelle
unversehrt dem Lehnsherrn wiederstelle.
(Werner Bergengruen)

Und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken!
Hebräer 10,24

Wir haben alle gleich viel

An einem warmen Sommertag hatte die Eintagsfliege um die Krone eines alten Baumes getanzt, geschwebt und sich glücklich gefühlt. Als sich das kleine Geschöpf einen Augenblick in stiller Glückseligkeit auf den großen, frischen Blättern ausruhte, sagte der Baum: "Arme Kleine! Nur einen einzigen Tag währt dein ganzes Leben! Wie kurz das ist! Wie traurig!"
"Traurig?", erwiderte die Eintagsfliege, "was meinst du damit? Alles ist so herrlich leicht, so warm und schön, und ich selbst bin so glücklich!"
"Aber nur einen Tag, und dann ist alles vorbei!"
"Vorbei!", sagte die Eintagsfliege, "was ist vorbei? Bist du auch vorbei?"
"Nein, ich lebe Tausende von deinen Tagen, und meine Tage sind ganze Jahreszeiten! Das ist etwas so Langes, dass du es gar nicht ausrechnen kannst!"
"Nein, denn ich verstehe dich nicht! Du bist Tausende von meinen Tagen, aber ich habe Tausende von Augenblicken, in denen ich froh und glücklich sein kann! Hört denn alle Herrlichkeit dieser Welt auf, wenn du einmal stirbst?"
"Nein", sagte der Baum, "die währt gewiss viel länger, unendlich viel länger, als ich denken kann!"
"Aber dann haben wir ja gleich viel, nur dass wir verschieden rechnen." (Hans Christian Andersen)

Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?
Matthäus 6,27

Besser

"Besser auf dem richtigen Weg hinken, als festen Schrittes abseits zu wandeln!" (Augustinus)
Besser mit Schwäche das Ziel erreichen, als mit Stärke das Leben verfehlen!
Besser mit kleinen Möglichkeiten großes Glück erfahren, als mit riesigen Mitteln allerhand zerstören!
Besser unter Verzichten und Mängeln richtig leben, als alles haben und alles verkehrt machen!
Besser mit guten Menschen leben, als mit menschlichen Gütern zugrunde gehen!
Besser demütig in Frieden leben, als hochmütig sich im Streit verzehren!
Besser ein Herz voller Liebe als Wasserkräne aus Gold!
Besser eine Ameise in einem Volk als ein Löwe ganz allein!

Und wenn dein Auge dich zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, dass du mit einem Auge zum Leben eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer worfen.
Matthäus 18,9

Glimpf geht über Schimpf

Ein Hebräer aus dem Sundgau ging jede Woche einmal in seinen Geschäften durch ein gewisses Dorf. Jede Woche einmal riefen ihm die mutwilligen Büblein durch das ganze Dorf nach: "Jud! Jud! Judenmauschel!" Der Hebräer dachte: Was soll ich tun? Schimpf ich wieder, schimpfen sie ärger, werf ich einen, werfen mich zwanzig. Aber eines Tages brachte er viele neugeprägte, weißgekochte Baselrappen mit, wovon fünf so viel sind als zwei Kreuzer, und schenkte jedem Büblein, das ihm zurief: "Judenmauschel!"einen Rappen. Als er wieder kam, standen alle Kinder auf der Gasse: "Jud! Jud! Judenmauschel! Schaulem lechem!" Jedes bekam einen Rappen, und so noch etliche Mal, und die Kinder freuten sich von einer Woche auf die andere und fingen fast an, den gutherzigen Juden lieb zu gewinnen. Auf einmal aber sagte er: "Kinder, jetzt kann ich euch nichts mehr geben, so gern ich möchte, denn es kommt mir zu oft und euer sind zu viel." Da wurden sie ganz betrübt, sodass einigen das Wasser in die Augen kam, und sagten: "Wenn ihr uns nichts mehr gebt, so sagen wir auch nicht mehr Judenmauschel." Der Hebräer sagte: "Ich muss mir’s gefallen lassen. Zwingen kann ich euch nicht." Also gab er ihnen von der Stund an keine Rappen mehr, und von der Stund an ließen sie ihn ruhig durch das Dorf gehen. (Johann Peter Hebel)

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem! Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann!
Römer 12,17

Zeichen des Lichtes

Segne die Sonne, o Gott,
das strahlende Licht des Tages.
Segne den Mond, o Gott,
den treuen Begleiter der Nacht.
Segne die Sterne, o Gott,
die ewigen Wegweiser am Himmel.
Segne die Lampe, o Gott,
die Menschen im Haus zusammenführt.
Segne auch die Kerze im Fenster,
die in der Nacht dem Verirrten ein Zeichen ist.
Segne endlich auch mich, o Gott,
der von den Zeichen deines Lichts
geleitet und heimgeführt wird.

Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung!
Psalm 43,2f