Die Wurzel der Liebe

"Ein für alle Mal schreibt dir darum ein kurzes Gebot Folgendes vor: Liebe und tu, was du willst! Wenn du schweigst, schweige aus Liebe; sprichst du, so sprich aus Liebe; wenn du tadelst, tadle aus Liebe; wenn du verzeihst, verzeih aus Liebe. Die Wurzel der Liebe soll das Innerste deines Herzens sein: Aus dieser Wurzel kann nichts als Gutes hervorkommen." (Augustinus)
Kann die Liebe das Innerste meines Herzens sein? Gottes Urteil über das menschliche Herz ist da sehr viel nüchterner: "Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf!" (1.Mose 8,21)
Nein, die Liebe wurzelt nicht in meinem Herzen, aber mein Herz kann in der Liebe Gottes wurzeln. Sie ist eindeutig und rein, absolut und gut. Aus dieser Wurzel kann nichts als Gutes hervorkommen.

Des Gottlosen Lust ist, Schaden zu tun; aber die Wurzel der Gerechten wird Frucht bringen.
Sprüche 12,12

Negativ oder positiv sehen

Ein Märchen erzählt vom Adler, dem König Lüfte. Er hörte immer wieder viel Rühmliches in seinem Reich von einem Vogel, der alle mit seinem Gesang entzückte. So sandte der Adler den Pfau und die Lerche zur Nachtigall, um herauszufinden, ob all die wunderbaren Berichte auch auf Wahrheit beruhten. Der Pfau und die Lerche sollten die Nachtigall in Ruhe betrachten und anhören und dem Adler dann von ihren eindrücken berichten. Als sie zurückkamen, sagte der Pfau zum Adler: "Die Nachtigall hat ein ganz und gar unscheinbar graues Federkleid, und der Anblick eines solch erbärmlichen Kittels hat mich so abgestoßen, dass ich auf ihren Gesang gar nicht mehr habe!" Und die Lerche sprach zum Adler: "Mein König, der Gesang der Nachtigall ist so wunderbar und einmalig, ihre Melodien haben mich so entzückt und begeistert, dass ich ganz und gar vergessen habe, noch auf ihr Federkleid zu achten!"

Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten, sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand einem anderen Anstoß oder Ärger bereite!
Römer 14,13

Wir haben die Wahl

"Man kann auf so vielerlei Weise Gutes tun, als man sündigen kann, nämlich mit Geld, Worten und Werken!" (Georg Christoph Lichtenberg)
Was kann man mit Geld alles Gutes tun, Segen stiften, Not lindern, Unglück abwenden, Menschen helfen und Gott ehren! Und was kann man mit Geld für Unheil anrichten, Böses schaffen, Schöpfung stören, Beziehungen vergiften, Menschen verhungern lassen und Gott die Ehre rauben. Wir haben die Wahl!
Was kann man mit Worten helfen und raten, ermutigen und trösten, vergeben und heilen, lieben und mitleiden, Menschen Freude machen und Gott danken. Und was kann man mit Worten verurteilen und verachten, beschimpfen und klein machen, verraten und kränken, verleumden und zerstören, Menschen belügen und Gott fluchen. Wir haben die Wahl!
Was kann man mit Werken alles bewirken und aufbauen, Frieden schaffen und Gerechtigkeit üben, Schöpfung bewahren und Kinder erziehen, Menschen beistehen und Gott dienen. Und was kann man mit Werken alles verderben und vernichten, Unheil und Zerstörung anrichten, Kriege führen und Gemeinheiten tun, Menschen verletzen und Gott missachten. Wir haben die Wahl!

Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt. Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen!
Josua 24,15

Die Geheimnisse des Lebens nicht einsperren

Ein persischer König wollte einst seinem Volk eine Freude machen und brachte von einem seiner Feldzüge eine Sonnenuhr mit. Durch diese Uhr, die man bisher nicht kannte, veränderte sich das ganze Leben im Königreich. Die Leute fingen an, die Zeit einzuteilen und zu nutzen. Die Vergänglichkeit und Einmaligkeit der Stunden wurde den Menschen bewusst. Sie wurden pünktlich, zuverlässig und sorgfältig und gingen bewusster und besser mit der Zeit um. So entstand in den folgenden Jahren ein spürbar besseres Wohlergehen der Menschen.
Eines Tages starb der König, den die Leute so sehr schätzten und verehrten. Aus Dankbarkeit und als Denkmal bauten sie um die Sonnenuhr herum einen wunderschönen Tempel mit herrlichem Prunk und großer Pracht.
Doch groß war ihre Ernüchterung, als sie merkten, was sie da angerichtet hatten. Als der Tempel fertig war, konnten die Sonnenstrahlen die Uhr nicht mehr erreichen. Und so vermochte die Sonnenuhr ihnen keine Orientierung mehr zu geben. Das alte ungeordnete Leben kehrte zurück, der Wohlstand verschwand und das Königreich zerfiel.

Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen?
Apostelgeschichte 7,48f

Himmel und Hölle

Das ist die Hölle, wenn sich der Mensch auf Gottes Thron setzt.
Und das ist der Himmel, wenn der Mensch auf Gottes Schoß sitzt.
Wenn Menschen sein wollen wie Gott, tut sich die Hölle auf.
Wenn Gott in Jesus sein will wie ein Mensch, öffnet sich der Himmel.
Wenn Menschen ihre Türme bis an den Himmel bauen, werden sie sich die Hölle bereiten.
Wenn Jesus in seiner Liebe bis in die Hölle hinabsteigt, baut er uns die Leiter bis in den Himmel.
Wenn Menschen Übermenschen werden, geraten sie zu Unmenschen.
Wenn Menschen Gottes Kinder werden, geraten sie zu wahren Menschen.

Sie sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen!
1.Mose 11,4

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn!
Johannes 1,51

Bewahrt

Die Titanic wurde von den besten Experten des 20. Jahrhunderts gebaut und ging unter, und 1517 Menschen ertranken in jener schrecklichen Nacht. Die Arche Noahs wurde auf Gottes Anweisung von gehorsamen Amateuren gebaut und bewahrte die sechs Menschen, die sich von Gott warnen und einladen ließen, vor dem Untergang.
Die fast ungebrochene Vertrauensseligkeit des modernen Menschen im Blick auf die Technik und all die menschlichen Möglichkeiten der Lebenssicherung machen nachdenklich. Und die Krankheit des Misstrauens auf die göttlichen Anweisungen und Versprechen des Lebens wird immer stärker!
Wer mit Liebe und Gehorsam Gottes Worten und Einladungen folgt, bleibt am Ende bewahrt.

Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.
Hebräer 11,7

Der Mensch denkt und Gott lenkt

Einst regierte im Orient ein gütiger König. Er hatte ein Herz für die Armen und half mit Almosen, wo er konnte. Jede Woche kamen zwei Bettler an sein Palasttor und baten um ein Brot. Der eine Bettler pries laut den König und seine Güte. Der andere nahm still den Laib Brot und dankte Gott. Dem König missfiel das, und er stellte den Bettler zur Rede. Aber der sagte nur: "Wäre Gott nicht so gut zu dir, könntest du mir auch nichts geben! Gott gehört die Ehre."
Der König wollte dem Bettler eine Lehre erteilen und befahl dem Bäcker, zwei völlig gleiche Brote zu fertigen, aber in das eine wertvolle Edelsteine einzubacken. Weiter befahl er, genau darauf zu achten, dass der Bettler, der stets den König lobte, das Brot mit den Edelsteinen bekäme. Der aber war gerissen und spürte sofort, dass sein Brot schwerer war, und meinte, es sei nicht gut gebacken und der Teig innen noch feucht. So bot er ganz unschuldig dem anderen Bettler sein Brot an. Der tauschte ganz bereitwillig sein Brot mit dem Anderen, lobte Gott und ging damit nach Hause. Dort aß er das gute Brot, fand die Edelsteine und dankte Gott noch mehr, dass er nun nicht mehr betteln gehen müsste.
Als der König schließlich über sein Ausbleiben verwundert den anderen Bettler fragte und von dem Tausch hörte, musste er einsehen, dass seine Lektion misslungen und der Bettler Recht behalten hatte. Gott allein gibt und handelt, und selbst ein König kann nur vollbringen, was und wie Gott will.

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.
Jesaja 55,8

Die Kraft von Ostern

Die Kraft von Ostern zeigt sich auch darin, dass wir aus der begrenzten Zeit, die uns bis zu unserem eigenen Tod noch bleibt, nicht eine ganze "Ewigkeit" herausschlagen müssen. Durch Jesu Auferweckung von den Toten ist der Himmel nach vorne offen – wir müssen nicht bereits aus unserem kleinen Leben den "Himmel auf Erden" herauspressen. Wir müssen nicht bis zur Erschöpfung jagen und hetzen, raffen und gieren, um ja nicht das Leben zu verpassen. Was uns an Lebenszeit bis zum Tod noch verbleibt, ist nicht die "letzte Gelegenheit". Da kommt noch was. Denn Gott verspricht uns Ewigkeit, in der uns nichts mehr von ihm und seiner Liebe trennen kann. Durch Ostern sind wir nie mehr vom Leben abgeschnitten.
Das macht gelassen im Blick auf alle Lebenshoffnungen, die sich im Hier und Jetzt noch nicht erfüllen.
Glaubenskraft von Ostern her – ich hoffe, sie wird mir auch einmal helfen zu sterben, loszulassen, mich fallen zu lassen in die Hand, die mein Leben hält. Der Protest gegen den Tod hier auf der Erde wird sich dann vermählen mit der Einwilligung in den Tod als dem Tor zum Leben. (Dr. Burghard Krause)

Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn!
Philipper 1,21

Ein Bild des Todes

Der berühmte Erzbischof von Mailand, der Heilige Karl Borromäus, ließ einst einen Künstler ein Bild malen, das den Tod darstellen sollte. Der Maler fertigte einen Entwurf an und zeigte dem Bischof den Tod als Knochenskelett mit einer Sense in der Hand. Doch damit war der Erzbischof überhaupt nicht einverstanden. So wollte er den Tod nicht gemalt haben. "Male den Tod als einen Engel mit einem goldenen Schlüssel in der Hand!"
Wir wissen um die Grausamkeit des Todes und die schmerzliche Erfahrung des Sterbens. Der Tod ist wirklich nicht der "Freund Hein", der uns vom Leben erlöst. Aber er ist im Glauben an die Auferstehung Jesu auch nicht der Sensenmann, der als Skelett uns bedroht. Seit Jesus den Tod überwunden und ein ewiges Leben eröffnet hat, kann der Tod auch ein Engel sein, der uns die Tür zum Vaterhaus und zur ewigen Herrlichkeit aufschließt.

Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle!
Offenbarung 1,17f

Protest gegen den Tod

Die Kraft von Ostern entfaltet sich auch darin, dass wir dem Tod in all seinen Spielarten das Recht bestreiten, sich über Gebühr aufzuspielen. "Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geacht. Er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild!" (Paul Gerhardt – EG 112,4). Das ist nicht die Verharmlosung des Todes, wohl aber Aufstand und Protest gegen den Tod.
Christen geben dem Tod der Beziehungen, der Gefühle, dem Absterben der Hoffnung und des Glaubens – so weit wie möglich – keinen Raum. Sie erteilen den Vorboten des Todes, der Trostlosigkeit, Verzweiflung und Resignation Hausverbot in ihrem Lebenshaus. Sie weigern sich, mit den Agenten des Todes, der Krankheit, dem Krieg, dem Hunger und Unrecht, zusammenzuarbeiten. Und sie verschweigen den Auferstandenen nicht, den Grund ihrer Hoffnung.
Sicher, manchmal, wenn der Tod sein Unwesen treibt, in Eschede, im Kosovo, in Tschetschenien oder im eigenen Lebensumfeld, wird es auch uns Christen die Sprache verschlagen. Aber auch dann werden wir mit stiller Hoffnung dabei sein, werden Hand anlegen, wo wir eben können, werden klagen, segnen und beten. Und auch darin sind wir Christen "Protestleute gegen den Tod" (Blumhardt). (Dr. Burghard Krause)

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen!
1.Timotheus 6,12