Bin ich ein toter Bahnhof?

Bin ich ein toter Bahnhof?

In der kleinen Schwefelbergwerkstadt Riesi auf Sizilien gibt es einen einsamen Bahnhof. Man findet dort ein Bahnhofsgebäude, einen Bahnsteig und Signalanlagen. Aber es sind niemals Schienen gelegt worden. So ist niemals ein Zug in Riesi angekommen. Kein Zug konnte von dort abfahren. Der Bahnhof ist tot.

Es gibt Menschen, die gleichen jenem Bahnhof von Riesi. Sie sind Geschöpfe Gottes. Sie haben ihre Ohren zu hören, was Gott ihnen sagen will. Sie haben Herzen, um Gottes Liebe zu empfangen. Sie haben Hände, um Gottes Liebe weiterzuschenken. Aber sie haben die Verbindung zu Gott abgebrochen. Darum sind auch ihre Verbindungen zum Mitmenschen gestört. Ja, auch zu sich selbst haben sie ein gespaltenes Verhältnis. Sie wollen leben und tun alles, um es kaputtzumachen.

Wir alle sind tot wie der Bahnhof der kleinen Stadt auf Sizilien, wenn Gottes Liebe nicht bei uns ankommt und durch uns weitergeht zu anderen Menschen. Auch wenn wir einer Kirche angehören und ein normales Leben führen, sind wir ohne eine persönliche Beziehung im Glauben an Jesus tot. Ohne Gottes Liebe sind unsere religiösen Bücher wie Kursbücher in einem toten Bahnhof. Ohne Gottes Liebe ist unsere Kirchenmitgliedschaft wie eine Fahrkarte, die nie gebraucht wird. Das Leben, das Gott uns in Jesus schenken will, kommt nie bei uns an. Die Liebe, die Gott durch uns hindurch in die Weit tragen will, geht nie von uns aus. Wir sind tot, wie schön auch alles Äußere sein mag. – Gott hat die Verbindung zu uns gesucht und hergestellt. Seine Züge kommen bei uns an. Wir können einsteigen in eine lebendige Beziehung zu Gott im Glauben an Jesus, im Danken und Hoffen. Wir müssen nicht länger ein toter Bahnhof sein.

„Ich bin bei dir spricht der Herr; dass ich dir helfe!“

(Jeremia 30,11)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Die Zeit heilt nichts!

Die Zeit heilt nichts!

„Die Zeit heilt alles!“ lautet ein altes Sprichwort. – Zeitlicher Abstand von aufregenden Ereignissen, von Momenten des Ärgers oder der Enttäuschung tut gut, rückt alles in ein milderes Licht. Aber die Wunden des Lebens, Angst und Einsamkeit, Schuld und Kränkung, Leiden und Sterben heilen nicht dadurch, dass Jahre vergehen. Kein tieferes Problem des Lebens, keine wirkliche Verletzung eines Menschen heilt allein dadurch, dass Zeit vergeht.

Würde ein Arzt zu einem Jungen, der mit einem gebrochenen Arm zu ihm kommt, sagen: „Die Zeit heilt das schon“? Jeder gute Arzt wird die gebrochenen Knochen sorgsam richten, den Arm eingipsen, und dann braucht es auch Zeit. Heilen tut das ärztliche Eingreifen von außen und die Kräfte des Körpers von innen. Und alles geschieht in der Zeit. Aber nicht die Zeit heilt alles.

So ist es auch mit Brüchen, Verletzungen und Kränkungen des Menschen. Sie müssen unter die Hand eines guten Arztes. Sein Eingriff von außen und die Lebenskräfte von innen vermögen die Wunden des Lebens zu heilen.

Gott heilt die Wunden unseres Lebens. Dass der Heilungsprozess auch Zeit braucht, bedeutet nicht, dass die Zeit selbst heilt.

Mein Bruder war sechs Jahre alt, als er sich mit einem Topf kochenden Wassers den ganzen Rücken verbrühte. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt war der Rücken noch eine große eitrige Wunde, die täglich neu verbunden werden musste. Jeden Morgen ganz früh wurden die Schmerzen für ihn unerträglich, und er weinte und schrie: „Ich will zum Verbinden, ich will zum Verbinden!“

Das ist der Schrei des verletzten, zerrissenen, gekränkten Menschen: „Ich will zum Verbinden!“ Gott hat seinem Volk sagen lassen: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Und dann hat Gott seinen Heiland gesandt, damit er die Wunden unseres Lebens verbinde. Waren wir schon bei Jesus mit unseren Verletzungen? Er will uns heilen. Die Zeit heilt nichts. Jesus heilt uns in der Zeit, und dann gilt es für eine ganze Ewigkeit.

„Heile du mich, Herr so werdeichheil; hilf du mir so ist mir geholfen!“

(Jeremia 17,14)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Warten und Handeln

Warten und Handeln

Ein Junge kommt eines Tages zu seinem Vater und bekennt ihm kleine Fehler. Der Vater verspricht ihm, dass damit alles gut ist. Dann beten sie zusammen. Der Junge betet: „Vater im Himmel, lass mich so groß und stark werden wie mein Vater. Du kannst mir alle Schwächen vergeben. Ich bitte dich darum!“

Abends, als der Junge im Bett ist, betet auch der Vater: „Vater im Himmel, lass mich so klein und vertrauensvoll werden wie mein Kind!“

In dieser Spannung wird sich unser Leben ereignen: stark sein und handeln wie ein Mann, klein werden und Vertrauen haben wie ein Kind. Es wird Situationen geben, da bleibt uns das Warten und Vertrauen. Dann wird es andere Umstände geben, die ein Handeln und Zupacken erfordern. Ruhen und Tun, Stillesein und Tätigsein, Besinnen und Beginnen, Horchen und Gehorchen, von Gott etwas erwarten und für Gott etwas tun, dazwischen wird sich unser Leben gestalten.

Am Anfang der Bibel heißt es: „Gott schuf Himmel und Erde!‘ Und dann heißt es: „Gott ruhte von allen seinen Werken.“ Auch Gott hat die Spannung von Handeln und Ruhen gelebt. Im Leben Jesu kehrt die Spannung wieder. Jesus hat viel getan und gehandelt, Kranke geheilt, Kinder gesegnet, Stürme gestillt und Hungrige gespeist. Er ist viel gelaufen, hat viel gepredigt und getan. Aber dann hat er wieder sein Leben so ganz in die Hand Gottes gelegt und gewartet.

„Herr ich warte auf dein Heil und tue nach deinen Geboten!“

(Psalm 119,166)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Arm oder reich

Arm oder reich

Wir haben als Kinder ein Spiel gespielt: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das sieht blau aus!“ Vielleicht könnten wir einmal in unseren Gemeinden ein Spiel spielen. Das würde dann so gehen: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das sieht reich aus!“ Unsere Gemeinden sind oft so klein, kümmerlich und begrenzt, dass wir resignieren. Wir träumen von großen Gaben, vielen Menschen, unbegrenzten Möglichkeiten, tiefen Erkenntnissen. Aber die Wirklichkeit sieht ja anders aus. Eine kleine Schar, eine kleine Kraft, eine winzige Hoffnung und viel Uneinigkeit und Hemmung. Besinnen wir uns einmal ganz neu auf die Reichtümer, die wir in der Gemeinde haben. Wir haben einen Herrn, der alle Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden hat, zu unserem Freund. Wir haben in Jesus einen Mitwisser um unser kleines Leben, aber auch einen Mitkämpfer in allen Nöten und Leiden. Wir haben einen Sieger über alles Begrenzte in unserer Mitte. Wir haben sein herrliches Wort mit den unzähligen Verheißungen und grenzenlosen Aussichten. Wenn wir uns auf diesen Herrn ganz neu besinnen, werden wir auch die Kämpfe und Leiden, die Schwächen und Grenzen noch als einen Reichtum erkennen, der uns immer mehr auf den Herrn wirft und uns immer unabhängiger von allen anderen Verhältnissen macht. Unser Kämpfen und Ringen im Glauben und in der Liebe sind eigentlich der Reichtum seiner Gemeinde. Die kleine Gemeinde ist ein Schatz Jesu Christi. „Ich sehe was, was du auch siehst, und das sieht reich aus!“

„Ich weiß deine Trübsal und deine Armut, du bist aber reich!“

(Offenbarung 2,9)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Gott lädt uns ein zu seinem Fest

Gott lädt uns ein zu seinem Fest

„Zwei Menschen wollten Hochzeit halten. Die Brautleute hatten nicht viel Geld, aber dennoch waren sie der Meinung, dass viele Menschen mitfeiern sollten. Also baten sie die Eingeladenen, je eine Flasche guten Wein mitzubringen. Am Eingang des Festsaales würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren Wein gießen könnten. So sollte jeder die Gabe des anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein.

Als nun das große Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem großen Fass und schöpften daraus. Doch wie groß war das Erschrecken aller, als sie merkten, dass es Wasser war. Versteinert standen sie da, als ihnen allen bewusst wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich eingieße, wird niemand schmecken!‘ Als um Mitternacht die Flöten verstummten, gingen alle schweigend nach Hause, und jeder wusste, das Fest hatte nicht stattgefunden.“

(Aus einer chinesischen Parabel)

In Gottes großer Geschichte hat jedes Menschenleben eine Bedeutung. Das Reich Gottes ist wie eine große Hochzeit. Gott möchte, dass wir unsere Gaben mitbringen in die Gemeinde, damit daraus ein Fest wird. Aber wir denken, Ich bin doch nur eine Flasche, lassen unsere Gaben zu Hause und wundern uns, wenn das Gemeindeleben eher einer Trauerfeier als einer Hochzeit gleicht. Wenn wir Gott und seiner Gemeinde unsere kleinen Gaben verweigern, fehlt etwas, und das Fest der Gemeinde kann leider nicht gefeiert werden.

Es ist ja, Herr, dein Gschenk und Gab,
mein Leib und Seel und was ich hab
in diesem armen Leben.
Damit ichs brauch zum Lobe dein,
zu Nutz und Dienst des Nächsten mein,
wollst mir dein Gnade geben.

(M. Schalling)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Der richtige Halt

Der richtige Halt

„Irgendeinen Halt braucht der Mensch“, sagen wir. – Zwei Jungen unternahmen eine Paddelbootfahrt auf dem Rhein. Sie gerieten in einen gefährlichen Strudel. Ihr Boot wurde mit unheimlicher Gewalt herumgewirbelt und von starken Kräften in die Tiefe gezogen. Die Jungen kämpften um ihr Leben und schrieen um Hilfe. Vom Ufer aus wurde der Unfall beobachtet. Männer eilten herbei und warfen ein Rettungsseil in den Fluss. Jeder der beiden Jungen suchte in seiner Todesangst nach einem Halt. Der eine Junge klammerte sich an das Boot, wurde mit ihm in die Tiefe gezogen und ertrank. Der andere griff nach dem Seil und wurde an das rettende Ufer gezogen.

Nicht irgendeinen Halt braucht der Mensch. Wenn der Strudel der Not und die Wirbel von Leid, wenn Grenzen und Krisen des Lebens, die Sogwirkungen des Bösen kommen und uns bedrohen, brauchen wir den richtigen Halt. Am eigenen Lebensschiff kann man sich nicht festhalten. Die eigene Tüchtigkeit reicht dann nicht mehr aus. Wir brauchen einen Halt, der uns vom rettenden Ufer aus zugeworfen wird. Wir brauchen Kräfte und Möglichkeiten über uns hinaus. – Gott streckt uns in Christus seine Hand entgegen. Jesus kam in den Strom der Zeit, in unsere Strudel von Angst und Sorge, Einsamkeit und Not, Schuld und Leid. Christus ist die ausgestreckte Hand Gottes, das Rettungsseil der Liebe vom rettenden Ufer aus. Damit möchte Gott unser Leben retten und bergen, es ans Ufer ziehen. Wir müssen nur zugreifen und uns an Christus halten. Alles andere hält nicht. Aber Christus hält uns fest!

„Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich!“

(Psalm 63,9)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Es ist Zeit zum Leben

Es ist Zeit zum Leben

Den Geschäftigen rinnt sie wie Sand durch die Finger. – Den Trägen hängt sie wie ein Mühlstein um den Hals. – Die jungen Leute können nicht abwarten, bis sie vergeht. – Die Älteren möchten sie gern noch ein wenig festhalten. – Die einen flehen um sie und empfangen sie wie eine Freundin. – Die anderen verfluchen sie, und vertreiben sie wie einen Feind. Die Zeit!

Nichts täuscht uns mehr als die Zeit! Die einfachste Täuschung: Zeit ist Geld. – Ein kleines Mädchen geht mit einem großen Korb in einen Spielwarenladen und packt sich viele schöne Sachen ein. An der Kasse legt sie einen Stapel Papierstreifen hin. Als die Verkäuferin entsetzt abwehrt, sagt das Mädchen: „Papier ist Geld!“ – Natürlich ist unter ganz bestimmten Umständen Papier auch Geld. Wenn es von der Bundesbank herausgegeben und amtlich als Geldschein bedruckt ist. Ebenso ist manchmal Zeit auch gutes Geld. Aber stimmt die Gleichung wirklich?

Zeit ist viel mehr als Geld. Sie ist die Chance zum Leben. Man kann an einem Tag sein ganzes Leben zerstören und in einer Stunde die letzte Erfüllung des Lebens empfangen. Ich denke an den Schächer, der neben Jesus gekreuzigt wurde. Nach einem verpfuschten Leben gewann er buchstäblich in einer Minute das ganze Leben, als er zu Christus rief: „Herr, denke an mich!“ Die Begegnung mit Christus, der das Leben in Person ist, wird zum Maßstab für Leben und Sinnerfüllung. Zeit ist mit Geld nicht zu bezahlen und in DM nicht zu umschreiben.

Zeit ist die große Leihgabe Gottes an die Menschen. Sie ist wie ein Gefäß, das sich mit Freude, Liebe und Leben füllen kann oder unter unseren Händen in tausend Scherben zerbricht. Gott gab uns die Zeit, damit wir in ihr mit Gott und nach seinem Willen leben. So wird die bloße Zeit zur erfüllten und gewonnenen Zeit, zur Zeit des Heils, die in die Ewigkeit einmündet. Gott gibt uns diesen Tag, Zeit für ihn und das Leben.

„Ein Tag kann eine Perle sein, und ein Jahrhundert nichts.

(G. Keller)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Die Wunderpillen

Die Wunderpillen

Ein Arzt besucht seine Patienten im Altenheim. Ihm fällt ein 96jähriger Mann auf, der stets zufrieden und freundlich ist. Eines Tages spricht ihn der Arzt darauf an und fragt nach dem Geheimnis seiner Freude. Lachend antwortet der Mann: „Herr Doktor, ich nehme jeden Tag zwei Pillen ein, die helfen mir!“ Verwundert schaut ihn der Arzt an und fragt: „Zwei Pillen nehmen Sie täglich? Die habe ich Ihnen doch gar nicht verordnet!“ Verschmitzt lacht der Mann und antwortet: „Das können Sie auch gar nicht, Herr Doktor. Am Morgen nehme ich gleich nach dem Aufstehen die Pille Zufriedenheit. Und am Abend, bevor ich einschlafe, nehme ich die Pille Dankbarkeit. Diese beiden Arzneien haben ihre Wirkung noch nie verfehlt.“

„Das will ich Ihnen gerne glauben“, meint der Arzt. „Ihr gutes Rezept werde ich weiterempfehlen.“

„Der Dank ist eine Gewalt, vor der alle finsteren Mächte weichen.“

(H. Bezzel)

„Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen!“

(Psalm 118,28)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
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Kostbare Schätze

Kostbare Schätze

Eine persische Sage erzählt von einem Mann, der am Strand des Meeres entlanggeht und ein Säckchen voll kleiner Steine findet. Achtlos lässt er die Steine durch seine Finger gleiten und schaut dabei auf das Meer. Er beobachtet die zahlreichen Möwen, die auf den Wellen schaukeln, und wirft übermütig mit den Steinchen nach den Vögeln. Spielerisch schleudert er die kleinen Dinger ins Meer, und eins nach dem anderen versinkt in den Wogen. Einen einzigen Stein behält er in der Hand und nimmt ihn mit nach Haus. – Groß wird sein Schrecken, als er beim Schein des Herdfeuers in dem unscheinbaren Stein einen herrlich funkelnden Diamanten erblickt. Wie gedankenlos hat er den ungeheuren Schatz verschleudert. Er eilt zum Strand zurück, die verlorenen Diamanten zu suchen. Doch vergebens, sie liegen unerreichbar auf dem Meeresgrund verborgen. Keine Selbstanklage und Reue, keine Tränen und Vorwürfe können ihm den achtlos weggeworfenen Schatz zurückgeben.

Spielen wir nicht ebenso mit den uns geschenkten Tagen unseres Lebens? Gedankenlos lassen wir die „kleinen Dinger“ durch unsere Hände gleiten und werfen sie spielerisch fort. Wir träumen vom großen Leben und verschleudern die einzelnen Tage. Bis wir dann erschrocken feststellen, welche kostbaren Schätze die Tage unseres Lebens sind, die wir vertändelt und vertan haben. – Jeder Tag ist ein Schatz und birgt in sich die Möglichkeit, erfüllt zu leben. Sorgsam und bewusst wollen wir mit unseren Tagen umgehen. Denn unser großes Leben besteht aus vielen kleinen richtig gelebten Tagen.

„Carpe diem!“ – pflücke den Tag, sagt ein altes Sprichwort. Ganz neu wollen wir unsere einzelnen Lebenstage empfangen, gestalten, erfüllen und in Gottes Hand zurücklegen.

„Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!“

(Psalm 118,24)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Ein gesegnetes Neues Jahr

Ein gesegnetes Neues Jahr

Kolumbus richtete, als er den neuen Erdteil betrat, als erstes ein Kreuz auf. Das neue, unbekannte Land sollte unter dem Zeichen Jesu stehen. Kolumbus konnte nicht ahnen, dass das Kreuz auch für Menschenschuld und Leid und vielfachen Tod stehen würde. Wie viel Unrecht und Grausamkeit, wie viel Blut und Tränen kam mit den Europäern nach Amerika! Und doch brauchen gerade Menschenschuld und Menschenleid, Menschengewalt und Menschentod das erlösende Zeichen Jesu Christi. Wenn wir ein neues Jahr wie ein unbekanntes Land betreten, wollen wir ein Kreuz aufrichten. Das neue Jahr soll von Anfang an unter dem Zeichen Jesu stehen. Gerade weil wir wissen, dass wir im neuen Jahr wieder schuldig werden, einander verletzen werden. Menschen werden leiden und sterben. Aber gerade darum wollen wir das Kreuz Jesu als Zeichen des Sieges aufrichten. In Jesu Namen wollen wir das neue Jahr beginnen. Alles, auch unsere Schuld, unser Leid und Tod, soll unter dem Zeichen seiner überwindenden Liebe stehen.

Das heißt ein gesegnetes Jahr: ein signiertes Jahr, ein Jahr unter dem Siegeszeichen Jesu, ein Jahr unter dem Zeichen des Kreuzes.

Jesus soll die Losung sein,
da ein neues Jahr erschienen;
Jesu Name soll allein
denen zum Paniere dienen,
die in seinem Bunde stehn
und auf seinen Wegen gehn.

(Benjamin Schmolck)

Alles im Neuen Jahr, Freude und Leid, Schönes und Schweres, Erfolg und Versäumnisse, Menschen und Begegnungen, Reisen und Taten sollen unter dem Zeichen und Segen Jesu stehen. Unser Name soll zugedeckt werden durch den Namen Jesu. Unser Elend wird aufgewogen werden durch seine Herrlichkeit. Seine Liebe wird unsere Schuld bedecken. Wir bergen uns in allem in seinen Sieg hinein. Das ist ein gesegnetes, ein signiertes, ein von Jesus gezeichnetes Jahr. Jesus soll die Losung sein!


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6