Bergauf und bergab

„Man kann nicht bergauf kommen, ohne bergan zu gehen. Und obwohl Steigen beschwerlich ist, so kommt man doch dem Gipfel immer näher, und mit jedem Schritt wird die Aussicht umher freier und schöner! Und oben ist oben!“ (Matthias Claudius)
Ja, das ist wahr. Aufsteigen ist schwer, aber eine Lust. Auf den Gipfel der Freude, auf den Gipfel des Erfolges, in die Höhen des Lebens aufzusteigen ist wunderbar. Aber wie ist es mit dem Bergab? Man kann nicht bergab kommen, ohne abzusteigen. Und das Herabsteigen ist noch viel schmerzlicher, denn man kommt den Niederungen immer näher. Und mit jedem Schritt wird die Aussicht umher enger und bedrückender! Und unten ist unten, ganz unten. In den Tiefen der Einsamkeit, den dunklen Tälern von Alter, Krankheit und Schmerzen ist nichts mehr erhebend, nur noch niederschmetternd. Und doch muss jeder Mensch auch den Weg bergab gehen, die eigentliche Hochschule des Lebens und die letzte Reifeprüfung des Menschen.
Und wenn die Frucht reif ist, lässt sie sich los!
Das ist unser Trost, dass wir beim Loslassen nicht ins Verderben fallen, sondern in die Hände unseres guten Gottes. Aber das Loslassen bleibt das Schwerste im Leben.

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
Johannes 10,27f