Keine Minute zu lange!
"Gott wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen", heißt es in Maleachi 3, Vers 3. Beim Silberschmied können wir uns erklären lassen, was es damit auf sich hat: "Wenn ich Silbererz in den Tiegel getan habe, muss ich genau Acht geben, dass es nicht zu lange über dem Feuer bleibt. Darum sitze ich dabei und beobachte genau, wann das Silber von der Schlacke frei ist. Keine Minute zu lange darf ich es im Tiegel lassen, sonst verdirbt das edle Metall. Und ich weiß ganz genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist, wenn sich mein eigenes Bild im geschmolzenen Silber spiegelt. Dann ist es soweit, dann muss das Silber schnell heraus!"
So sitzt Gott, der große Silberschmelzer, an seinem Tiegel, in dem er uns Menschen in seiner Liebe läutern und reinigen will, damit sich die wertlose Schlacke des Lebens vom wertvollen bleibenden Leben trennen lässt. Gott sieht genau zu. Sobald sich sein Bild in unserem Leben zeigt, wird es Zeit. Keinen Moment länger lässt Gott uns im Tiegel, als es unbedingt zur Reinigung und Ausreifung des Lebens nötig ist. Welch ein Trost. Gott sitzt und wacht, sieht und wartet, behält die Übersicht und führt zum guten Ende. Keine Minute zu lange. Gott weiß die Zeit.
Er weiß dein Leid und heimlich Grämen,
weiß auch die Zeit, dir’s abzunehmen!
Endlich bricht der heiße Tiegel,
und der Glaub empfängt sein Siegel
als im Feur bewährtes Gold,
da der Herr durch tiefe Leiden
uns hier zu den hohen Freuden
jener Welt bereiten wollt!
(Karl Friedrich Harttmann)