Furchtbare und fruchtbare Einsamkeit

Ein Weizenkorn versteckte sich in der Scheune. Es wollte nicht ausgesät werden. Es wollte sich nicht opfern und sterben. Es wollte sein Leben retten. Es wollte prall und goldgelb bleiben. Es wollte sich selbst finden und verwirklichen. – Es wurde nie zu Brot. Es kam nie auf den Tisch. Es wurde nie gebrochen und gesegnet, ausgeteilt und empfangen. Es schenkte nie Leben und Kraft. Es gab nie Freude und Sättigung. – Eines Tages kam der Bauer. Mit dem Staub der Scheune fegte er das Weizenkorn hinweg. Im Staub und Wind war das Weizenkorn verloren, todeinsam und sinnlos bis zum Verfall.

Es gibt eine fruchtbare Einsamkeit, wenn man sich mit seinem Leben einsetzt und aussäen lässt. Dann wachsen unter schmerzlichen Veränderungen die herrlichsten Lebensfrüchte.

Es gibt eine furchtbare Einsamkeit, wenn man sein Leben für sich behalten und vor anderen verstecken will. Man wird sich dort nicht finden und entfalten, sondern nur zerstören und am Ende todeinsam und verloren sein.

"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht!"

(Johannes 12,24)